Steven Savile
Vogelmanns Schatten
Buchlisten
»Vogelmanns Schatten« von Steven Savile
Declan Shea ist Nachts um drei Uhr auf dem Rückweg von London nach Hause. Er hatte dort einige Gigs als Jazzpianist, er ist rechtschaffen müde und möchte nur noch in die Arme seiner Freundin sinken.
Da passiert es. Ein betrunkener Obdachloser kreuzt seinen Weg. Declan kann nicht mehr ausweichen, überfährt den Obdachlosen und setzt sein Auto gegen einen Laternenpfahl.
Schwer verletzt erwacht er im Krankenhaus. Auf seine Frage nach dem Obdachlosen erntet er nur verwirrtes Kopfschütteln. Am Unfalltort wurde kein Verletzter und auch keine Leiche gefunden und niemand glaubt Duncan.
Während Duncan nun langsam an seinem Verstand zweifelt steht das Opfer plötzlich vor seinem Bett. Eine grauenhafte Figur wie aus einem Horrorroman entsprungen. Und auch beim Verlassen des Krankenhauses begegnet ihm der Obdachlose, den er fortan den Vogelmann nennt, da er immer von Vögeln umlagert ist.
Da er den Unfall rekonstruieren möchte, begibt sich Declan mit seiner Freundin Aimee an den Unfallort, um sich davon zu überzeugen, dass ihm sein Verstand keinen Streich spielt. Immer wieder fällt Declans Blick auf Obdachlose, die die Stadt bevölkern. Sie begegnen auch Matthew, einem jungen Ausreißer, der Declan ein Amulett mit dem Bild eines Vogels schenkt. Als Dank für eine Spende und ein Gespräch.
Auf dem Weg nach Hause werden Aimee und Declan überfallen. Während Aimee flüchten kann, wird Duncan auf brutale Art zusammengeschlagen und erliegt seinen Verletzungen. Und damit beginnt das Grauen. Denn Duncan wurde Auserwählt. Auserwählt von Malachi, einem seltsamen alten Mann, der in Declan seinen neuen Streiter für die Stadt sieht. Die Anhänger des Ordens der neuen Morgendämmerung reinigten einstmals die Stadt vor Dreck und Unrat. Nun soll Declan, als neuer Ritter des Ordens, die Stadt erneut reinigen. Ist diese doch von Dreck, Ungeziefer und armseligen Kreaturen bevölkert. Symbol dieses Ordens ist ein Vogel, ein Vogel wie auf dem Amulett, das Matthew Declan schenkte. Matthew ist es auch, der Duncan ein neues Leben schenkt, damit er den Kampf gegen die Obdachlosen führen und die Stadt reinigen kann.
Kommentar:
Es fällt mir insgesamt sehr schwer, den Inhalt einigermaßen vernünftig zusammen zu fassen. Das Buch wird von der Presse als *intelligent* beschrieben. Es braucht aber sicherlich einen intelligenteren Leser als mich, um es zu verstehen und zu würdigen. Ich gebe zu, ich bin keine Leserin von Horrorliteratur und ich mag auch die blutigen und metzeligen Thriller nicht, die heute haufenweise auf den Markt geschmissen werden. Und dieses Buch trieft vor Horror, Brutalität und Perversität. Ich habe zeitweise überlegt, ob es in einem Drogenrausch geschrieben wurde, so abstrus erscheinen mir die Ideen und Figuren. Aber, wie gesagt, das ist meine ganz persönliche Meinung, Horrorfans werden das Buch sicherlich lieben. Zarte Gemüter sollten es meiden.
Interessant fand ich, dass der behandelnde Arzt Carroll heißt und Duncan immer wieder Bezug auf das Land Oz nimmt. Anders sind die skurrilen Figuren für ihn und auch für den Leser nicht zu erklären. Und Duncan macht eine Wandlung durch, die ihn am Ende selbst zu einer Figur aus Oz werden lässt.
Auch Anleihen aus der Bibel sind zu finden, erhebt sich doch Declan wie einst Lazarus. Die Sprache des Buches ist einzigartig und wunderbar. Klar und poetisch. Aus einzelnen Sätzen macht der Autor ein Gesamtkunstwerk, führt den Leser zu einem sprachlichen Hochgenuss. Die Sätze zergehen teilweise auf der Zunge. So konnte ich das Buch immerhin sprachlich genießen, wenn schon nicht inhaltlich.
Fazit:
Eine merkwürdige, bedrückende und beängstigende Geschichte, die den Leser an die Grenzen seines Verstehens führt und seine volle Aufmerksamkeit fordert. Gäbe es eine FSK für Bücher würde ich dieses hier nicht mit einer Jugendfreigabe versehen, denn die Brutalität und Folter sprengt teilweise die Grenzen des Vorstellbaren. Für Fans echter Horrorliteratur aber sicher ein Hochgenuss