John Ringo Planetenkrieg
Lebende Festung
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»Lebende Festung« (Planetenkrieg) von John Ringo
Die Geschichte, die Jahre nach Planetenkrieg - Feindliche Übernahme spielt, reiht sich nahtlos an seinen Vorgänger an. Die Menschheit ist immer noch zerstritten und das, obwohl sie nach wie vor von den Horvath und ihren Verbündeten, den Rangora, bedroht wird. Während die Horvath sich für eine weitere Attacke gegen die Erde rüsten, verfolgen die Rangora vorerst andere Ziele. Sie wollen einen Eroberungsfeldzug gegen die Glatun führen, die einzigen Verbündeten die die Erde jemals besessen hat. Während der Angriff der Horvath mit Leichtigkeit abgewehrt werden kann, erleiden die Glatun schwere Verluste und das Hauptsystem muss kapitulieren. Nur einige gut bewaffnete Systeme trotzen dem Angriff. Dennoch fühlen sich die Rangora stark genug nun auch Terra den Krieg zu erklären. Mit einer Offensivflotte aus Dutzenden von Schiffen, darunter auch sieben von den als fast unbesiegbar geltenten Sturmvektoren, treten die Rangora ins Sonnensystem ein. Aber auch die Menschen haben ihre Hausaufgaben gemacht und aufgerüstet. Mittlerweile verfügt die Erde auch über einen zweiten Kampfstern, die Thermopylae. Im Solsystem treffen sich beide Kombattanten zum finalen Schlagabtausch.
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"We fought him hard we fought him well
Out on the plains we gave him hell"
Iron Maiden -Run to the hills-
So lautet ein Ausschnitt aus einem Lied einer bekannten Metal Band, der passender für das Buch nicht sein könnte. Der harte und verbissene Kampf gegen die Rangora findet zwar nicht in der Prärie statt, sondern vielmehr im Weltraum, aber verflixt noch mal, dafür bekommen die Rangora in der Tat die Hölle präsentiert. Die Hölle in Form einer kilometerdurchmessenden Kampfstation namens TROY. Wenn es jemals eine Mutter aller Massaker gab, dann lernen sie die Rangora im Sol- und anschließend im Epsilon Eridani System kennen. Selbst ihre als unbezwingbar geltenden Sturmvektoren werden beim munteren Scheibenschießen quais im Minutentakt abgeschossen. Wenn man bedenkt wie arrogant und selbstsicher die Rangora bis dato auftraten, ist es einfach herrlich zu lesen wie ihnen nun das Fell über die Ohren gezogen wird. Großes Kino.
Der einzige Wermutstropfen der dabei auftaucht ist die Tatsache, dass John Ringo den Leser auf den Seiten zuvor mit relativ langweiligen Begebenheiten und sich ewig wiederholendem Militärjargon quält. Leser die eine durchgehend spannende oder actionreiche Geschichten erwarten, wie man es eigentlich von Ringo gewohnt ist, werden eher enttäuscht sein. Da es sich aber bei dem vorliegenden Buch um das Mittelteil einer Trilogie handelt ist zu vermuten, dass die Leser in der Regel schon den erste Band kennen und somit wissen was auf sie zukommt. Eine sich eher behäbig entwickelnde Geschichte mit einem überaus furiosen Ende.
Wie auch im ersten Band erzählt Ringo seinen Lesern in allen Einzelheiten wie welches Bauteil wann und womit gefertigt wurde, welche Probleme sich dabei ergaben und wie sie gelöst wurden. Auf der einen Seite ist das ziemlich dröge, auf der anderen Seite wiederum kann das auch recht interessant sein. Im Gegensatz zu vielen anderen SF Geschichten, in denen der Leser mit einer bereits hochentwickelten Technik der Menschheit konfrontiert wird, muss sich diese fortgeschrittene Technik im vorliegenden Buch nämlich erst noch entwickeln - und zwar von Grund auf. Man begleitet als Leser diese Entwicklung von kindesbein auf mit. Die von ihrem Verbündeten erhaltenen Hilfsmittel helfen ohne Frage dabei, sind aber eigentlich jeweils nur Bruchstücke die mit der menschlichen Technik gekoppelt werden müssen. Das birgt enorme Schwierigkeiten und daher ist der Einfallsreichtum und die Findigkeit der Menschheit gefragt. Die Wege die Ringo hier aufzeigt sind durchaus nachvollziehbar und daher macht es ab und an dann doch mal Spaß diesen dornigen Weg, vom Problem bis zur Lösung, mitzuerleben. Allerdings ufert es beizeiten zu sehr aus und stört etwas den Lesefluss.
Passenderweise hat Ringo beim Schreiben des Buches auch gleich an die Leser gedacht, die auf den Gedanken kommen könnten, ihn aufgrund seines Hurra-Patriotismus und der Amerika-zuerst-Einstellung, zu kritisieren oder auch gleich zu verfluchen. Denn eines darf man nie vergessen, es ist (mal wieder) Amerika das die Welt und die Menschheit rettet. Auf einer Versammlung der Staatsoberhäupter gibt der amerikanische Präsident dann auch gleich allen Beteiligen die passende Antwort: Wer sollte es denn sonst machen? Und damit hat er auch vollkommen recht. Wer sollte es sonst machen, wenn nicht die einzige verbliebene militärische Supermacht, die zudem noch über ein einigermaßen gut funktionierendes Weltraumprogamm verfügt. Das Land, das wohl als einziges in der Lage sein dürfte (und auch den Willen hat) die Kosten, die Logistik und die militärischen Unwägbarkeiten zu stemmen. Müßten wir uns auf die Bundeswehr, auf die abgewrackten Russen, die wild-die-Technik-kopierenden Chinesen oder auf wen auch immer verlassen, die Welt wäre dem Untergang geweiht. Um aber zumindest die Kosten und die Opfer auf andere Nation zu verteilen, greift der Präsident zu einem rabiaten, aber nichtsdestotrotz, vollkommen legitimen Mittel - er erpresst die Regierungschefs der anderen internationalen Staaten. Auch wenn er sich damit keine Freunde macht, ist seine Handlungsweise dennoch absolut nachvollziehbar. Wie brachte es Konrad Adenauer doch so schön auf den Punkt: “Natürlich achte ich das Recht. Aber auch mit dem Recht darf man nicht so pingelig sein.”
Als Hauptcharakter dient ausnahmsweise mal nicht Tyler Vernon, sondern Ringo wirft sein Augenmerk auf eine militärische Technikerin/Shuttelpilotin und einen zivilen Schweißer, wobei ich beide doch als recht klischebeladen empfinde. Die unglaublich gut aussehende Technikerin nach der sich alle Männer umdrehen, kampfgestählt und von allen respektiert, die jeden Tag aufs neue über sich hinauswächst, dazu der junge Schulabgänger der sein zu Hause verlassen und sich durchs Leben schlagen muss, der einen Arbeiterjob annimmt (nein, ausnahmsweise mal kein Tellerwäscher) und dennoch auf dem besten Weg zum Millionär ist. So ist er, der amerikanische Traum, hier wird er gleich von zwei jungen Leuten gelebt - und das auch noch mitten während einer Schlacht mit Außerirdischen. Das kann nur Amerika bieten.
Was bleibt ist ein kurzweiliges Lesevergnügen das, zumindest am Anfang, einige Längen zu überbrücken hat. Dennoch, oder trotz allem, irgendwie spannend und faszinierend für mich. Bleibt zu hoffen, dass der Heyne Verlag in die Pötte kommt und zeitnah den dritten Band auf den deutschen Markt wirft. Ich kanns auf jeden Fall kaum erwarten.