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Thomas Thiemeyer

Chroniken der Weltensucher 4
Der Atem des Teufels

  • Autor:Thomas Thiemeyer
  • Titel: Der Atem des Teufels
  • Serie:Chroniken der Weltensucher 4
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Hardcover
  • Verlag:Loewe Verlag
  • Datum:01 Juni 2012
  • Preis:17,90 EUR

 
»Der Atem des Teufels« (Chroniken der Weltensucher 4) von Thomas Thiemeyer


Besprochen von:
 
Flavius
Deine Wertung:
(4)

 
 
Im Jahr 1895 begibt sich der Vulkanologe Professor Lilienkron, im Auftrag der Friedrich-Wilhem-Universität, auf die Insel Java. Bei einem seiner geologischen Ausflüge macht er dort die Bekanntschaft mit einem schrecklichen und teufelsähnlichen Wesen. Nur mit Mühe und Not, zudem noch schwer verletzt, kann er ihm entkommen und nach Berlin zurückreisen.

Zur gleichen Zeit wendet sich der Chef der Niederländischen Ostindien-Kompanie Poortvliet, gleichzeitig auch Gouverneur der Sundainseln, an seine Handelspartner in Deutschland mit der Bitte um Beistand. Die Rede von seltsamen Geschöpfen, die des Nachts Dörfer überfallen und Menschen und Tiere entführen, macht die Runde. Auch der Hinweis, dass der einheimische König Menschenopfer darbringen läßt um die teuflischen Wesen zu bändigen, wirkt alarmierend und unterstreicht die Dringlichkeit der Bitte. Über einige Umwege landet das Gesuch um Hilfe schließlich auf dem Tisch des neuen Direktors der Friedrich-Wilhem-Universität, Sprengler. Dieser kennt auch schon den richtigen Mann für diese heikle Aufgabe. Er wendet sich an Carl Friedrich von Humboldt und kann ihn, durch viele Zugeständnisse, für die Aufgabe gewinnen. Verstärkung erfährt das Team der Weltensucher durch den wieder genesenen Professor Lilienkron. Von Humbold ist zwar nicht sehr begeistert darüber, verbindet ihn doch mit Professor Lilienkron eine alte Rivalität, sagt aber dennoch, aufgrund der Erfahrungen die der Professor auf Java bereits gesammelt hat, zu.

Zusammen begibt sich das Team an Bord der Pachacútec auf die lange Reise Richtung Indischer Ozean. Unterwegs müssen sie feststellen, dass sich an Bord des Luftschiffes ein blinder Passagier befindet – Lena, die Freundin von Oscar und neuerdings Hausbedienstete von Carl Friedrich. Da es für eine Umkehr zu spät ist, darf Lena an Bord bleiben. Auf Java angekommen, macht das Team die Bekanntschaft von König Bhamban, dem einheimischen Herrscher der Insel. Niemand ahnt, dass Bhamban ein dunkles Geheimnis birgt, welches für die Lösung aller Probleme lebenswichtig ist. So begeben sich von Humbold und seine Freunde unwissend in die Höhle des Teufels. Eine Höhle, die tief im Innern der Erde verborgen ist und von uralten Wesen, genannt die Steinernen, bewohnt wird. Diese haben noch eine Jahrtausende alte Rechnung offen, dessen Begleichung sie nun einfordern.

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Zum nun schon vierten Mal nimmt Thomas Thiemeyer seine Leser, an Bord des Luftschiffs Pachacútec, mit auf eine abenteuerliche Reise rund um die Welt. Und mit jedem Mal werden die Erlebnisse des Teams der Weltensucher immer phantastischer und abenteuerlicher. Wobei ich diesmal jedoch gestehen muss, dass sie mir schon fast zu phantastisch waren. Hatte Thiemeyer für die Herkunft des gläsernen Fluches aus Band 3 noch eine relativ einleuchtende Erklärung, so liefert er eine solche für das Volk der Anak leider nicht. Denn eines dürfte klar sein, ein solches Volk, mit solch einem Aussehen, dürfte sich nur schwer auf dieser Welt entwickelt haben – selbst, wenn es noch so alt ist. Und diese fehlende Erklärung schmälert für mich etwas den Lesegenuss (aber nur ein ganz klein wenig), denn gerade die Verknüpfung einer abenteuerlich/phantastischen Geschichte mit der Realität und den Gegebenheiten des ausgehenden 19. Jahrhunderts, stellt für mich den Reiz schlechthin und den eigentliche Grund dar, warum mir die Geschichten der Weltensucher so ausnehmend gut gefallen. Das Thiemeyer zudem den Handlungsort gegenüber den Vorgängern erneut wechselt und die Geschichte diesmal im Indischen Ozean spielen lässt, spricht für die Vielfältigkeit dieser Reihe.

Das der Schriftsteller Jules Verne nicht nur auf Oskar einen besonderen Reiz ausübt, sondern auf Thiemeyer selbst auch, ist ja nicht erst seit dem zweiten Band bekannt. Auch im vorliegenden Buch nimmt Thiemeyer wieder einmal Bezug auf ein Werk des Franzosen und liefert seine eigene Interpretation von Die Reise zum Mittelpunkt der Erde. Nun, ganz so weit arbeiten sich von Humbold und sein Team natürlich nicht vor, aber dennoch erleben sie ein ganz besonderes Abenteuer, mit Sandhaien und Riesenechsen, unterhalb der Vulkaninsel. Auch wenn Thiemeyer vermutlich nicht darauf abgezielt hat, aber sein Werk weckt in mir auch Erinnerungen an die Werke eines anderen Autoren. Der Amerikaner H. P. Lovecraft hat es ebenso verstanden, über uralte Wesen zu schreiben, welche in unterirdischen oder unterseeischen Reichen darauf warten, an die Oberfläche zurückzukehren, um dort Angst und Schrecken zu verbreiten. Allerdings entpuppen sich die Anak als nicht ganz so alt und nur halb so schlimm. Warum sie allerdings so lange auf ihre Rache gewartet haben, will sich mir ebenfalls nicht erschließen. Daran, dass sie auf den Vulkanausbruch im Jahr 1883 gewartet haben, der es ihnen erst ermöglichte ihr unterirdisches Reich durch die vielen neu entstandenen Öffnungen zu verlassen, kann es auf jeden Fall nicht gelegen haben. Aus dem Buch wissen wir, dass sie in der Lage gewesen sind, einfach so aus dem Boden heraus zu erscheinen und auch wieder darin zu verschwinden. Auf Löcher oder Tunnel sind sie offensichtlich nicht angewiesen gewesen.

Das Team der Weltensucher durch die Hereinnahme von Professor Lilienkron aufzuwerten hat mir gefallen. Endlich mal jemand der dem guten von Humbold Kontra bietet und nicht zu allem „Ja und Amen“ sagt. Ein starker Widerpart für eine dominante Hauptfigur. Lediglich bei Lena bin ich mir nicht sicher ob ihr Auftritt der Geschichte wirklich gut getan hat. Ihr Part hätte auch problemlos von Charlotte übernommen werden können. Ein zweites Mädchen, das Oscar anhimmelt und ihm nachstellt, in die Geschichte einzubauen, war nach meinem Dafürhalten kein guter Zug. Ich bin der Meinung, dass der abenteuerliche Aspekt der Geschichten im Vordergrund stehen sollte. Immerhin handelt es sich um die Chroniken der Weltensucher und nicht um die Chroniken der Frischverliebten. Thiemeyer täte gut daran, auf irgendwelche vorpubertären Geplänkel zu verzichten (denke ich mal). Zu schnell könnten die Geschichten zu seicht und zu schnulzig werden.

Wieder einmal auffallend mit welcher Sorgfalt und Akribie Thiemeyer seine Geschichten ausstattet und vorbereitet. Sei es die Handlung rund um die Sundainseln, dem Ausbruch des Krakatau oder der Ostindien-Kompanie. Lediglich der frühzeitige Tod von Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen, den Thiemeyer mal ebenso um fast 50 Jahre vorverlegt, gibt mir ein Rätsel auf. Klar das sich Thiemeyer etwas dabei gedacht hat. Allein der letzte Satz in der Encyclopedia Humboldica, am Ende des Buches, lässt den Leser aufhorchen: Carl Friedrich von Humbold wird sich etwas ausdenken müssen, um den Lauf der Geschichte wieder zu korrigieren. Kein Wunder also wenn der fünfte Band eine lupenreine Zeitreisegeschichte ist. Da ich das Buch noch nicht kenne, aber gelesen habe das es der letzte Band aus der Reihe sein wird, habe ich so meine Vermutungen.


Fazit
Für meinen Geschmack ist das Buch zwar eine Prise zu hanebüchen gewesen, es liest sich aber dennoch recht spannend und unterhaltsam. Ein großes Plus ist es wieder einmal, wie gekonnt Thiemeyer Realität und Fiktion miteinander verwebt. Auch von der Aufmachung her weiß dieser Band wieder zu punkten. Das vorliegende Buch macht auf jeden Fall Geschmack auf den Nachfolger. Ich kann Der Atem des Teufels jedem Abenteurer nur empfehlen.
 


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