Taylor, Roger
Schicksalsbote
Buchlisten
»Schicksalsbote« von Taylor, Roger
Mit „Schicksalsbote“ veröffentlicht der Bastei Lübbe Verlag ein weiteres Werk des britischen Autors Roger Taylor, der 1938 in Heywood (Lancashire) geboren wurde und heute in Wirral (Merseyside) mit seiner Familie lebt. Mittlerweile hat der Schriftsteller, der nicht mit dem Drummer der Band Queen zu verwechseln ist, wenigstens 13 Bände, darunter ein non-fiction Buch, geschrieben. Viele seiner Werke, wie zum Beispiel die zweibändige „Saga vom großen Wald“ oder „Traumfinder“ haben ihm eine nicht zu unterschätzende Fangemeinde verschafft.
Schicksalsbote“, im Original „Caddoran“, erschien schon 1997 und muss eher zu den weniger gelungenen Büchern gezählt werden.
Die Handlung beginnt fast abrupt mit einem Kampf zwischen zwei sehr unterschiedlichen Gruppen. Auf der einen Seite sind es die drei flüchtenden Hüter Rhavvan, Hyrald und dessen Schwester Adren, die den jungen Thyrn und dessen Onkel Nordath beschützen wollen. Diese fünf werden von anderen Hütern angegriffen, die ihm Auftrag des zwielichtigen Kommandanten Vashnar handeln, welcher den Todesschrei gegen Thyrn ausgestoßen hat. Angeblich habe ihn dieser hintergangen und so seinen Eid als Caddoran gebrochen. Personen, die als Caddoran arbeiten, sind in der Lage alles ganz genau an andere Menschen weiterzuvermitteln, was ihnen gesagt wird. Dabei werden alle Gefühle des Auftraggebers mit vermittelt. Wie der Leser bald erfährt, hat Thyrn bei einem Aufenthalt des Kommandanten des Landes Arvenstaat verspürt, dass durch Vashnars Politik schreckliche Gefahr droht. Da dies Vashnar ebenfalls klar wird, nutzt er die Möglichkeit des merkwürdig anmutenden Todesschreis, um sich seines möglichen Gegenspielers zu entledigen.
Die Gruppe um Thyrn hat Glück, dass sie auf ihrer Flucht dem Ufermann und ehemaligen Krieger Endryk eines fernen Volkes begegnet. Dieser hilft den Flüchtenden in der unbekannten Wildnis zu überleben und auf ihrer teilweise gefahrvollen Reise durch schier unbewohntes Land wird ihnen klar, dass es nichts hilft, ihre Heimat zu verlassen. Endryk erweist sich als wertvoller Freund und Ausbilder. Im Kampf gegen auftauchende Tervaidin, eine von Vashnar wiederbelebte alte und gefährliche Organisation, besteht man erfolgreich, doch die sechs wissen, dass der Kampf noch nicht gewonnen ist. Und in den Karpasbergen, die der kleine Trupp durchqueren muss, wartet ein uralter Feind. Doch dieser Feind kann seine nahezu unbegrenzte Macht erst ausspielen, wenn er Vashnar voll auf seine Seite gezogen hat. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, denn Vashnar erhielt einen seltsamen Ring in einem westlich von Arvenstaat liegendem Land, von dem Kriegsgefahr droht. Überhaupt scheint die Situation für das vermutlich kleine Land wenig rosig zu sein. Der Handel mit dem Norden und Westen hat sich verschlechtert und im Norden sind auch die rätselhaften Toplider mit den fliegenden Inseln nach Jahren der Ruhe wieder aufgetaucht.
Nach dem Verschwinden von Thyrn und der Suche nach ihm kommt es in den Bergen zur entscheidenden Auseinandersetzung, denn plötzlich ist Vashnar vor Ort und dann taucht die unheimliche alte Macht auf, um diesen zu unterstützen.
Obwohl der Roman flüssig zu lesen ist bleibt der große Aha-Effekt beim Lesen aus. Irgendwie hat man das Gefühl, dass man das Ganze schon öfters in dieser oder ähnlicher Form gelesen hat. Die agierenden Personen bleiben teilweise blass. Dies betrifft besonders Arden aber auch einige andere Helden. Es fällt schwer, sich diese Figuren bildlich vorzustellen. Die meisten Gefahren und Probleme werden souverän, ja fast schon spielerisch leicht gelöst, da Endryk in nahezu jeder Situation Rat weiß. Etwas unterhaltsamer ist da schon die Beschreibung der Regierenden von Arvenstaat. So ist die Darstellung des Achtbaren und Ehrwürdigen Kissenträgers nahezu komisch und zeigt gekonnt die total verkrustete Gesellschaft des Landes. Leider geht der Autor kaum auf die drohenden Gefahren an den zum Teil wenig bekannten Grenzen von Arvenstaat ein. Man erfährt nichts wirklich Wissenswertes über die Toplider und auch jener Hagen, von dem Vashnar seinen Ring erhielt, wird bald aus den Augen verloren. Ein echtes Highlight ist die unheimliche Begegnung von Vashnar mit der alten Macht in dem mysteriösen Festungsbau. Hier kommt Spannung auf und man schöpft beim Lesen wieder Hoffnung.
Roger Taylor ist ohne Zweifel ein sehr guter Autor, was mehrere seiner Romane belegen, doch aus dieser Geschichte hätte er zweifellos mehr machen können, ja müssen. Wenn etwas positiv hervorzuheben ist, dann ist es der Umstand, dass nicht zwangsläufig Fortsetzungen zu erwarten sind, obwohl sich kleine Hintertürchen offengelassen wurden. Warum das Buch „Schicksalsbote“ heißt, ist dem Rezensenten nicht eindeutig klar geworden. Vielleicht hätte man beim Originaltitel bleiben sollen oder doch etwas kreativer sein können.
Zu loben ist Bastei Lübbe für den umfangreichen „Anhang“. Hier findet der Leser eine große Auswahl an Fantasy-Büchern, die im Verlag verfügbar sind.
Insgesamt hinterlässt der Roman ein zwiespältiges Gefühl. Schlecht war das Buch nicht, doch wenn man es nicht gelesen hätte, wo würde man wohl auch nichts verpasst haben. Für „Schicksalsbote“ werden nur 3 Punkte vergeben.