Susanne Winnacker The Weepers 1
Und sie werden dich finden
Buchlisten
»Und sie werden dich finden« (The Weepers 1) von Susanne Winnacker
Über drei Jahre war die inzwischen 15jährige Sherry mit ihrer Familie (Großeltern, Eltern, Bruder und Schwester) in einem Bunker eingesperrt. Drei Jahre der Ungewißheit, was nach der Ausbreitung eines Virus im Großraum Los Angeles wirklich passiert ist. Zu Beginn gab es immer noch per Funk Nachrichten vom Militär und sie konnten mit anderen Überlebenden Kontakt halten. Doch die Funkverbindungen funktionieren nicht mehr und inzwischen sind auch die Vorräte aufgebraucht. Sherry und ihr Vater beschließen, den Bunker zu verlassen, um nach Lebensmitteln und vielleicht sogar anderen Überlebenden – und somit Nachrichten – zu suchen. Wieder zurück im Tageslicht entdecken sie Schreckliches: Die Stadt ist verlassen, es gibt keine Lebenszeichen von anderen Menschen mehr, die Bunker stehen leer. Sie finden in einem leerstehenden Supermarkt noch einige Konservendosen, doch die Freude währt nicht lange. Angegriffen von Kreaturen müssen sie fliehen und Sherry wird von ihrem Vater getrennt. Auf ihrer Flucht wird sie im letzten Moment von einem Jungen – Joshua - gerettet, der sie nach Safe-Haven, einem außerhalb der Stadt gelegenen Weingut, auf dem noch weitere Menschen Zuflucht gefunden haben, mitnimmt. Hier bekommt sie Hilfe bei der Suche nach ihrem Vater und der Rettung ihrer Familie. Und beim Kampf ums Überleben kommen sie einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur: Dem Geheimnis um den Virus und darum, wie es wirklich um sie steht.
Susanne Winnackers Debütroman beschreibt eine dunkle und beklemmende Atmosphäre. Auf engstem Raum lebt Sherrys Familie seit mehreren Jahren in einem Bunker, die Nerven liegen bei allen blank und etwas wie Privatsphäre gibt es nicht. Sherry zählt genau die Minuten, die sie schon in dem Bunker verbracht hat und kann genaue Zeitpunkte benennen, wann sie das letzte Mal satt gegessen war. Von daher ist sie heilfroh, dass sie ihren Vater an die Erdoberfläche begleiten kann. Die Geschichte wird aus Sherrys Sicht erzählt, so weiß der Leser immer nur so viel, wie sie selbst. Ihre Gefühlswelt ist sehr authentisch dargestellt: Die Langeweile und die Beklemmung im Bunker, das Aufatmen, als sie das erste Mal wieder an der frischen Luft ist und dann der Schock, dass die Stadt eigentlich nicht mehr existiert. Auch die Zerrissenheit über die Erleichterung, vor den sogenannten Weepers – Menschen, die vom Virus befallen wurden und dadurch zu gefühlslosen Monstern wurden – gerettet worden zu sein, aber dadurch ihren Vater verloren zu haben, ist spürbar.
Was mir weniger gut gefiel ist, dass Sherry sich fast schon zu schnell auf die neue Begebenheit eingestellt hat. Joshua rettet sie und nimmt sie mit und verspricht ihr, bei der Suche nach ihrem Vater zu helfen. Und dann entwickelt sie sich zu einer Waffen tragenden Jägerin und begibt sich fast furchtlos bis in die Nester der Weepers. Auch eine kleine Liebesgeschichte durfte hier nicht fehlen, doch diese entwickelt sich langsam und stört nicht die Hauptgeschichte. Von den Mutanten hat man nicht so viel in Erfahrung bringen können, sie tauchen immer wieder auf, aber spielen fast schon eine Nebenrolle.
Das Buch endet weder mit einem Happy End noch tragisch, sondern hat einen offenen Schluss. Die losen Enden lassen auf den Nachfolgeband hoffen, der in der englischen Originalausgabe im März 2013 erscheint. Das Buch ist ein Jugendbuch, doch auch für Erwachsene schön zu lesen.