Spinrad, Norman
Der Druidenkönig
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»Der Druidenkönig« von Spinrad, Norman
Wer auch immer jemals Asterix gelesen hat, dem wird der Name Vercingetorix natürlich etwas sagen. Der König der Gallier, der Caesar sein Schwert vor die Füsse warf wird in vielen der Comics zitiert. Zwischenzeitlich mit Christopher Lambert in der Hauptrolle und Max von Sydow sowie Klaus Maria Brandauer verfilmt bringt Blanvalet den Filmroman zeitgleich mit der englischen und der US-Ausgabe auf den Markt.
Der Name des Autors Norman Spinrad wird dem Interessierten insbesondere durch seinen Mitte der 70er Jahre indizierten Roman "Der stählerne Traum" ein Begriff sein.
In dieser umfangreichen Umsetzung des Cinemastoffes in ein Buch bringt er uns die Geschichte des gallischen Druidenkönigs näher. Er berichtet uns von einem jungen Stammeskrieger der miterleben muss, wie sein Vater, als dieser nach der Krone der Gallier greift, auf Anordnung eines Druiden verbrannt wird. Er selbst flieht, und wird von den Druiden aufgezogen. Eine Vision verheisst ihm, dass er auf gallischen Boden nicht getötet werden kann. Als „König der Gallier“ wird sein Leben in Rom enden.
Die Gallier gibt es faktisch nicht, so dass die römischen Invasoren es leicht haben, einen Stamm gegen den anderen auszuspielen. Und wer beherrscht das Spiel der Intrige besser als Gajus Julius Caesar, der Statthalter Roms in der Gallischen Provinz? Vercingentorix versucht die Stämme Galliens zu einen, und gegen die Römer ins Feld zu führen, eine Aufgabe die letztlich an den hohen Ehrbegriffen der Gallier scheitert. Demgegenüber stehen nicht nur die Legionen Roms sondern auch ein charismatischer Caesar, der ohne Skrupel Verrat begeht, und grausame Massaker anordnet. Und doch existiert eine ganz besondere Beziehung zwischen den beiden Anführern. Eine Affinität, die an ein Verhältnis zwischen Vater und Sohn erinnert.
Die Tatsache, dass unser Protagonist bereits zu Beginn des Romans sein eigenes Ende in einer Vision schaut nimmt der Handlung natürlich einiges an Spannung. Nun, wir wissen, wie es ausgeht, aber wir wissen nicht, wie es zum prophezeiten Ende kommt. Doch genau hier liegt die Crux des Romans verborgen. Der Autor vermochte es leider nicht, mich für seine Hauptperson einzunehmen. Zu distanziert blieb ich während der gesamten Dauer der Lektüre, zu unklar blieb mir letztlich die Motivation des Helden. Nie wurde ich wirklich eins mit Vercingetorix. Bei der Lektüre hatte ich immer ein wenig Oliver Henkel's „Zeitmaschine Karls des Grossen“ im Hinterkopf. Beide Romane zeigen uns ein Römischen Weltreich auf der Höhe seiner Macht. Während aber Henkel es schafft, uns ein in seiner inneren Ausarbeitung stimmiges, ja mitreissendes Bild zu vermitteln, in dessen Handlung ich eingetaucht bin, blieb ich bei Spinrads Werk immer distanzierter Beobachter. Somit bleibt mir als Fazit, dass der Roman hinter seinen Möglichkeiten zurückblieb und mich zumindest enttäuschte.