Richard Schwartz Die Lytar-Chronik 1
Die Krone von Lytar
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»Die Krone von Lytar« (Die Lytar-Chronik 1) von Richard Schwartz
Lamar die Aggio, Gesandter des Reiches und Mitglied des Ordens der Sera, begibt sich auf die Suche nach Wissen und reist bis in ein weit entfernt liegendes Dorf, abseits der normalen Handelswege. Auf seinem Weg begegnet er niemanden, der sich an die vergangenen Ereignisse um den Krieg mit König Belior erinnern kann. Erst als er nach Lytar kommt, bietet ihm ein alter Mann an, eine Geschichte zu erzählen, die von den Ereignissen handelt.
Lamar ist erschöpft und ungeduldig, er sehnt ein Ende der langen Reise herbei , so dass er in dem Gasthof des Ortes einkehrt, um dem alten Mann zuzuhören. Wie einst Sherezade, erzählt der alte Geschichtenerzähler den Gästen des Wirtshauses eine alte, fast vergessene Erzählung. Nur er scheint sich noch zu erinnern, wie der Krieg begann. Eine fremde Armee überfiel das Dorf. Obwohl sich die Einwohner tapfer schlagen konnte, hatte sie doch keine Chance gegen den Angriff des Drachen, den der Anführer der Feinde mit sich führte. Das halbe Dorf wurde zerstört und viele fanden den Tod. Den Bewohner des Dorfes wurde plötzlich klar, dass der 400 Jahre währende Friede gebrochen wurde und ihre Isolation ihnen keinen Schutz mehr gewährt.
Vier Freunde werden dazu bestimmt, in den verdorbenen Wald zu gehen um ein Depot der Ahnen zu finden, in dem geheimes und uraltes Wissen sowie Waffen gelagert sind. Wissen und Waffen, die in einem Krieg helfen könnten. Doch niemand weiß genau, wo sich dieses Depot befindet und wie gefährlich die dort versteckten Dinge sind.
Tarlon ist der ruhige Gefährten . Stark aber schweigsam. Gartet ist das genaue Gegenteil von Tarlon. Übermütig, immer bereit, ein Risiko einzugehen, mit einem frechen Mundwerk. Argor, der Zwerg, verlässt sich ganz auf seinen schweren Hammer. Es hält nicht viel von der Queste, er hasst Magie und Wasser, beides Dinge, denen er sich auf der Reise leider nur zu oft stellen muss. Er ist ein mürrischer kleiner Mann, der aber immer treu zu seinen Freunden steht. Elyra ist die vierte im Bunde. Sie ist einen Halbelfe, ein Findelkind, dass im Dorf aufgenommen und erzogen wurde. Sie sorgt für Frieden und Ruhe unter den sehr unterschiedlichen Gefährten. Obwohl nicht im Kampf ausgebildet, sind sie doch alle gestählt von dem rauen Alltag und wissen mit Pfeil und Bogen umzugehen. Ein Erbe ihrer Vorfahren, dass traditionsgemäß gewahrt wurde.
Die Reise der vier Freunde führt sie bis ans Ende ihrer Kraft , ihrer Ausdauer und ihrer Treue zueinander und das, was sie am Ende finden, ist anders als alles, was sie erwartet haben.
Kommentar:
Für mich unverständlich, dass dieser Band so viel schlechter bewertet wurde als die Askir Romane . Was in der Reihe um Havald und Leandra immer fehlte, war ein unterhaltsamer Humor, der hier reichlich vorhanden ist. Die Charaktere mögen etwas oberflächlich sein, doch es handelt sich um junge Leute, die den Ernst des Lebens noch nicht kennengelernt haben und daher sehr unbekümmert und positiv durch das Leben schreiten. Die Ereignisse lassen sie reifen und als sie schwierige Entscheidungen treffen müssen, sind sie dazu bereit.
Die Geschichte ist sehr spannend aufgebaut . Die Dialoge des alten Mannes mit Lamar sind in Kursivschrift gehalten, so dass man als Leser immer sofort erkennt, wann die Geschichte unterbrochen wird, damit die Leute im Gasthaus essen und trinken können. Diese Unterbrechungen steigern die Spannung erheblich und oft geht es dem Leser wie Lamar: Die Ereignisse sind kaum zu glauben. Vier junge Menschen, (letztendlich sechs, wenn man Vanessa und Astrak dazu zählt, die den Gefährten folgen) die sich gegen ein ganzes Heer und einen Drachen stellen? Doch gerade, weil die Freunde sich der Gefahr nicht bewusst sind, können sie so furchtlos und unbekümmert agieren. Ihnen fehlt der Respekt und die Angst, die einen erfahreneren Krieger leitet. Doch sie sind offen, ehrlich und sprechen frei heraus und finden mit dieser Unbekümmertheit neue Freunde, die eine unschätzbare Hilfe werden.
Während der alte Mann über die Abenteuer der Freunde berichtet, erfährt der Leser auch viel über die Vergangenheit Lytars und über den Untergang des Reiches. Argor hatte recht mit seinen Zweifeln an der Magie. Sie hat einst Unglück über das Land gebracht und sollte ruhen. Doch wenn der Feind über Magie, mehr Truppen und Drachen verfügt, ist es dann nicht legitim, sich ebenfalls der Magie zu bedienen? Garret ist Feuer und Flamme, Magie zu erlernen. Ebenso wie Elyra, die viel positives in der Handhabung der Magie erkennt. Tarlon und Argor sind gegen die Nutzung einer solchen Macht und vertrauen lieber auf ihre Fähigkeiten und ihre Waffen. Ein Disput, der sich durch die ganze Geschichte zieht und die Gefährten letztendlich zu einer Entscheidung zwingt.
Das Buch ist viel unterhaltsamer und lockerer als die Askir Romane. Havald war mir immer zu steif und zu überheblich und das Gezerre der Frauen um seine Gunst hat teilweise wirklich genervt. Dafür war die Geschichte komplexer, ausgereifter, das mag ich nicht leugnen. Aber hier hatte ich beim Lesen eindeutig mehr Spaß. Ich denke, dass es in Band zwei einige Veränderungen geben wird, denn die Freunde haben viel gelernt und sind reifer als zu Beginn ihrer Reise. Immer, wenn der alte Geschichtenerzähler zu einem Glas Wein greift, fragen wir uns, wer er ist. Denn es ist eindeutig, dass er zu Lebzeiten der Freunde dabei war und ihre Abenteuer aus erster Hand kennt.
Leider fehlt eine Zugabe zu diesem Buch. Es gibt keine Karte des Reiches und kein Glossar, was ich zu Beginn ja auch bei den ersten Askir Bänden bemängelt habe. Vielleicht kann sich der Autor ja noch dazu aufraffen, dies bei den folgenden Bänden beizufügen. Neben Christoph Marzi ist Richard Schwartz sprachlich gesehen, einer meiner bevorzugten deutschen Autoren. Während Marzi poetisch und fast traumhaft schreibt, ist Schwartz sehr direkt und ausdrucksstark. Die Askir Bände sind wesentlich ausgereifter aber hier kann man schon erkennen, dass der Autor einer der ganz großen wird. Da verzeiht man einige Wortdoppelungen und Wiederholungen gerne.
Das Cover zeigt die alte, verbotene Stadt und die Krone Lytars, die in allen solche Begehrlichkeiten weckt. Ein stimmungsvolles und passendes Bild.
Fazit:
Nicht so ausgereift wie die Askir Romane aber sehr unterhaltsam und spannend.