Jerry Pournelle
König Davids Raumschiff
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»König Davids Raumschiff« von Jerry Pournelle
Einst wurde Prinz Samuals Welt von menschlichen Kolonisten besiedelt. Nach einem erbitterten Sezessionskrieg innerhalb des menschlichen Imperiums, geriet die Welt in Vergessenheit und die Bewohner sanken auf eine mittelalterliche Kulturstufe zurück. Nachdem sich Hunderte von Jahren später die Wirren des Krieges im Imperium endlich gelegt haben, wird das Imperium erneut auf Prinz Samuals Welt aufmerksam. Es sieht eine Möglichkeit, eigene Siedler auf der Welt abzusetzen und so, durch die Installation einer eigenen Adelsschicht, nach und nach auch die Kontrolle auf dem Planeten zu übernehmen.
Damit das gelingt, muss jedoch der Planet erst einmal wieder vereint werden, denn verschiedene Königreiche und Fürstentümer streiten um die Vorherrschaft. Nachdem sich das Imperium auf die Seite von König David dem Zweiten von Haven geschlagen hat, steht der neuen Besiedlungswelle anscheinend nichts mehr im Wege.
Allerdings läuft die Übernahme nicht ganz so problemlos ab wie es sich der Imperator gedacht hat. Spitzel König Davids haben nämlich in Erfahrung gebracht, dass das Schicksal neu besiedelter Welten von dem dort anzutreffendem technologischen Niveau abhängt. Aufgrund des Niveaus entscheidet sich, ob eine Welt als Kolonie oder als Klasse 1, bzw. Klasse 2 Planet eingestuft wird. Während die Bewohner einer Koloniewelt keine Rechte haben und mehr oder weniger ein Sklavendasein fristen, dürfen sich die Klasse 1 und Klasse 2 Welten selbst verwalten und sogar Abgeordnete in die imperiale Ratsversammlung senden.
König David hat somit nur eine Chance um die Annektion seines Planeten zu verhindern und auf das Niveau einer Klasse 1 bzw. Klasse 2 Welt hochgestuft zu werden. Prinz Samuals Welt muss die nächste Entwicklungsstufe erreichen und eigenständig, mit der auf dem Planeten entwickelten Technik, ein Raumschiff bauen. Dummerweise hat niemand auf der Welt auch nur einen blassen Schimmer wie so etwas funktioniert, geschweige denn die Technik dazu.
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Ich gebe offen zu, es war der Klappentext der mich dazu bewogen hat das vorliegende Buch zu kaufen. Kurz vorher hatte ich noch die Janitscharen Reihe vom gleichen Autor gelesen und war davon sehr angetan. Da das vorliegende Buch thematisch in die gleiche Richtung ging, zwei unterschiedliche Zivilisationsstufen treffen aufeinander, fiel mir die Kaufentscheidung daher auch nicht sonderlich schwer. Na gut, der Preis von 99 Cent war auch ein Argument. Während die Janitscharen Reihe das Thema jedoch kurzweilig und sehr spannend rüberbrachte, fanden sich bei KDR gleich mehrere Stolpersteine. Die Geschichte ist bisweilen recht eintönig und leider auch langweilig. Lediglich das Ende konnte mich wenigstens etwas versöhnen.
Die Handlung krankt an Ideenlosigkeit und fehlender Fantasie, sie beschränkt sich fast durchgehend auf die Schilderung von Kämpfen irgendwelcher Parteien und patriotisch gewürzter Parolen des Protagonisten MacKinnies. Das ist einfach zu wenig, besonders angesichts der Tatsache, dass wesentlich mehr aus der Geschichte herauszuholen gewesen wäre. Allein der zugrunde liegende Ansatz hat soviel Hoffnung auf eine tolle Geschichte geweckt: Da man auf Prinz Samuals Welt nicht die Technik für den Bau eines Raumschiffes hat, muss man sich diese halt woanders holen, was sich aber als äußerst schwierig entpuppt, da das Imperium eine Art Technologiesperre verhängt hat. Will man einen neuen Planeten besuchen, darf man nur die Technik einführen, die maximal auf diesem Planten zu finden ist. Da MacKinnie und seine Leute im Auftrag von König David aber unbedingt auf den Planeten Makassar müssen um an die Technologie für den Bau eines Raumschiffs zu kommen, stehen sie vor einem Problem, denn was für die Ausfuhr gilt, gilt auch für Einfuhr. MacKinnie darf nämlich bei seiner Rückreise nach Prinz Samuals Welt auch nur die Technik mitführen, die dort maximal anzufinden ist – und das ist keine Raumschifftechnologie.
Aus dem sich daraus ergebenden Dilemma hätte man eine vortreffliche Geschichte mit viel Witz und Schlitzohrigkeit machen können. Man hätte wunderbar die Interessen von MacKinnie, der imperialen Marine, der unabhängigen imperialen Händlervereinigung und der imperialen Kirche, die alle ihre Finger mit im Spiel haben, gegeneinander ausspielen können. Das passiert aber nur am Rande, statt dessen darf man viel zu ausschweifend etwas über Schlachtordnungen, Seekrieg und Militärtaktik lesen – so lange, bis es einen wirklich nervt.
Der Hauptcharakter ist Colonel Nathan MacKinnie, ein kampferprobter und desillusionierter Mann, der dazu noch ein ziemlicher Chauvinist ist. Aber, das ist in Ordnung, denn die ganze männliche Bevölkerung von Prinz Samuals Welt besteht aus Chauvinisten. Frauen sind eher Personen zweiter Klasse und die Bürgerlichen von ihnen können sich ihren Unterhalt als Animierdamen oder ähnliches verdienen. Es gibt zwar noch die Freifrauen, Töchter oder Ehefrauen angesehener Männer, aber die sind auch nicht wirklich besser dran.
Umso verwunderlicher ist es daher, dass an der geschilderten Expedition MacKinnies sogar eine dieser Freifrauen teilnimmt. Wer jedoch die Hoffnung hat, Freelady Mary Graham könnte neuen Schwung in alte, sture Köpfe bringen und vielleicht einen Hauch von Frauenpower durch die eher zähe Handlung wehen lassen, irrt sich leider gewaltig. Auch sie fristet ein Nischendasein und gibt nur hin und wieder ein Lebenszeichen von sich. Eigentlich sehr schade, denn hier hätte Pournelle ordentlich bei mir punkten können, aber er zieht es dann doch vor, lieber das alte, auf Prinz Samuals Welt vorherrschende Frauenklischee, zu bedienen. Erst zum Ende hin hat Mary Graham ihren großen Auftritt. Aber auch der, wen wundert es, wird stiefmütterlich abgehandelt.
Auch wenn König Davids Raumschiff jetzt kein Totalausfall gewesen ist, so gibt es doch wesentlich bessere Bücher von Jerry Pournelle. Es wurde einfach zu viel Potential ungenutzt liegen gelassen und das Hauptaugenmerk auf die falschen Dinge gelegt. Von daher auch nur eine eingeschränkte Leseempfehlung.