Jack McDevitt Alex Benedict 7
Apollo
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»Apollo« (Alex Benedict 7) von Jack McDevitt
In dem neuesten Werk aus der Feder von Jack McDevitt, Apollo (OT: Coming home), müssen sich die Pilotin Chase Kolpath und ihr Chef Alex Benedict gleich zwei Problemen widmen. Auf der einen Seite ist da der bekannte Archäologe Garnett Baylee, bei dem man nach dessen Tod in seinen Hinterlassenschaften ein seltenes NASA Artefakt gefunden hat. Mit Hilfe dieses Artefaktes, ein Corbett-Transmitter, war es früher möglich, Nachrichten durch den Hyperraum zu schicken. Seltsamerweise, hatte Baylee dieses Artefakt aber nie der Öffentlichkeit vorgestellt, sondern es statt dessen vorgezogen, diesen Fund in seinem Schrank zu verstecken. Chase und Alex wollen nun herausfinden warum das so gewesen ist.
Im zweiten Fall geht es um ein seit sechzehn Jahren verschollenes Passagierraumschiff namens Capella. Dieses hatte sich, wie viele andere Raumschiffe auch, in einer Raum-Zeit-Falte, hervorgerufen durch Schwarze Löcher und andere superdichte Objekte, verfangen und galt seitdem als verschollen. Nachdem man jedoch herausgefunden hat das diese Falten eine Art Stasisfeld um die Raumschiffe bilden ruft man eine Organisation ins Leben, die diese Gestrandeten aus ihrem Dilemma herausholen soll.
Während an Bord der betreffenden Schiffe nur Tage oder Wochen vergehen, die Gestrandeten sich ihrer Situation also gar nicht bewusst sind, verstreichen im restlichen Universum möglicherweise Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende. Die Organisation hat für ihr Rettungsunternehmen jedoch nur ein schmales Zeitfenster von wenigen Stunden zur Verfügung. Gelingt das Vorhaben in dieser Zeit nicht, verschwindet die Capella wieder für fast 5 Jahre in der Zeitfalte, ohne Aussicht auf Rettung.
Da einer der Menschen an Bord der Capella Gabriel Benedict ist, der Onkel von Alex und ehemaliger Chef von Chase, wird die Bergung des Schiffes und der Menschen an Bord zu einer ganz persönlichen Angelegenheit für die beiden
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Wieder einmal schafft es McDevitt in gewohnt ruhigem und unspektakulärem Stil eine interessante und diesmal sogar leidlich spannende Geschichte zu erzählen, wobei die Ereignisse um die Capella für mich besser waren als die Geschichte um das versteckte Artefakt. Das Schicksal der Gestrandeten, nicht nur an Bord der Capella, hat mich doch etwas berührt. Wie würde man wohl selber reagieren, wenn man erfährt, dass ein geliebter Mensch, von dem man bisher angenommen hat das er tot sei, plötzlich wieder auftaucht und dann auch noch genauso ausschaut wie am Tag seines Verschwindens, während man selber um sechzehn Jahre gealtert ist. Sicherlich nicht leicht für alle Beteiligten.
Erschwerend kommt noch die Problematik, die sich bei der Rettung ergibt, hinzu. Man hat eventuell die Möglichkeit, den Antrieb der Capella abzuschalten um so zu verhindern, dass sich der Raumer nach Ablauf des Zeitfensters wieder in die Zeitfalte verabschiedet. Würde das gelingen, könnten alle Menschen auf einen Schlag gerettet werden. Allerdings gibt es keine hundertprozentige Gewissheit das die Abschaltung des Antriebs der Capella gelingt. Theoretisch zwar möglich, jedoch scheiterte diesbezüglich ein, mit ihrem Schwesterschiff durchgeführter, praktischer Probelauf. Die Alternative dazu wäre, so viele Menschen wie möglich innerhalb des Zeitfensters zu retten, und nach deren Ablauf die weniger Glücklichen wieder an die Zeitfalte für weitere fünf Jahre "zu verlieren". Die Antwort auf die Frage wie man hier verfahren soll, ist nicht leicht.
Aber auch die Ereignisse um den Archäologen Baylee haben es in sich. Hier wird deutlich, wie weit die vorliegende Geschichte in der Zukunft spielt und was es bedeutet, wenn man seine (erdgeschichtliche) Vergangenheit „vergessen“ hat und nur noch durch Funde aus der alten Zeit daran erinnert wird. Niemand kennt im 11. Jahrtausend noch das, was wir heutzutage „Geschichte der Menschheit“ nennen, denn diese Geschichte existiert nicht mehr.
Die Menschheit, über viele Planeten verteilt und mit einer enormen Technik ausgestattet, hat vielmehr das geschichtliche Wissen eines heutigen Ziegenhirten in den Bergen Afghanistans, der mit Begriffen wie Römisches Reich, Kreuzzüge, erster Weltkrieg, die Entdeckung Amerikas, Apollo Programm oder dem Industriezeitalter so viel anfangen kann wie ein an Dyskalkulie leidender Mensch mit einem Rechenstab.
Man könnte nun sagen, dass es auch weit wichtiger ist die Geschichte seines eigenen, vor Jahrhunderten neu besiedelten Planeten, zu kennen, statt der eines weitgehend belanglosen. Denn die Erde entpuppt sich zur Zeit von Chase und Alex als genau das - als eine rotierende Kugel der Langeweile. Aber Menschen wie Baylee, Benedict oder Lawrence Southwick ist die Vergangenheit nicht gleich. Sie setzen alles daran, die Wurzeln der Menschheit zu finden und aufzudecken. Und das ist auch gut so.
Natürlich werden beide Probleme zur vollen Zufriedenheit gelöst, auch wenn das um Baylee einen recht tragischen Hintergrund hat. Der Weg dorthin ist jedoch lang und relativ träge. Halt wie bei einem Puzzle bei dem die Vorlage fehlt und bei dem man nur erahnen kann wie es möglicherweise ausschaut. In der gleichen Situation befinden sich auch Chase und Alex. Immer wenn sie glauben sie hätten ein Teil des Puzzles gefunden, laufen ihre Bemühungen ins Leere. Das sie dabei bewusst getäuscht werden, um eine vergangene Katastrophe zu vertuschen, wird ihnen jedoch erst hinterher klar.
Fazit:
Das siebte Benedict / Kolpath Abenteuer reiht sich nahtlos an seine Vorgänger an. Es ist eine nette Reihe, die man aber wohl nur dann genießen kann, wenn man ein Fan des Autors und seiner Schreibweise ist. Da ich es bin, kann ich auch dieses Buch allen anderen Fans nur empfehlen.