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Andy Remic

Combat Planet

  • Autor:Andy Remic
  • Titel: Combat Planet
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne Verlag
  • Datum:14 Januar 2013
  • Preis:9,99 EUR

 
»Combat Planet« von Andy Remic


Besprochen von:
 
Flavius
Deine Wertung:
(3)

 
 
Der Polizeibeamte Dexter Colls möchte mal so richtig feinen Urlaub mit seiner Familie machen. Dazu suchen sich seine Frau und die zwei Kinder als Reiseziel “Theme Planet“ (so auch der Originaltitel des Buches) aus. Theme Planet ist ein Vergnügungsplanet erster Sahne und gehört den Außerirdischen Provax, einer mehr als menschenähnlichen Rasse. Riesige kilometerlange Achterbahnen, Inselparadiese oder Sexparks, für jeden Geschmack ist etwas auf dem Planten zu finden. Dumm nur, dass bereits am zweiten Tag die Familie von Dexter gekidnappt wird. Auf der Suche nach seinen Lieben gelangt er schnell zu der Erkenntnis, dass er Teil einer riesigen Verschwörung zu sein scheint – wobei sich alle offensichtlich gegen IHN verschworen haben. Nebenbei und hintenrum erfährt er, dass er eigentlich gar nicht auf diesem Planeten sein dürfte, dass man ihn eigentlich gar nicht hätte einreisen lassen dürfen. Warum, das bleibt ein Rätsel. So macht sich Dexter rat- und ahnungslos auf die alleinige Suche nach seiner Familie.

Zur gleichen Zeit wird die Anarchy Androidin Amba Miskalov von ihrem Mentor und Auftragsgeber Cardinal Romero nach Theme Planet geschickt. Sie ist in einer Killermission unterwegs und soll mehrere wichtige Provaxianer dort umbringen um den Planeten für eine Invasion durch die Erde vorzubereiten. Die Wege von Dexter und Amber treffen sich zwangsläufig und beide müssen erkennen, dass sie mehr sind als sie von sich aus glauben. Und, dass die Invasion auf gar keinen Fall stattfinden darf, denn das könnte das Ende der Menschheit bedeuten.

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Und wieder mal ein Buch, das mich mit einem äußerst ambivalenten Eindruck zurücklässt - hin und her gerissen zwischen nicht schlecht und zum in die Ecke pfeffern. Das Buch strotzt nur so vor brutaler, sinnloser Gewalt und mächtig viel Fäkalsprache. Wer also auf eine Ansammlung von Ausdrücken wie Kacke, Fotze, Hurenfotze, nasse Scheiße, Pimmel, Ficken und dergleichen mehr steht, wird hier gut bedient. Mein Fall ist es nicht. Auch in Punkto sinnloser Gewalt hat Combat Planet reichlich zu bieten. In der Regel bekommen die Getöteten einen Kopfschuss, der ihnen das halbe Hirn wegreißt und dieses plus Knochensplitter über Kacheln, Fußböden und Wände verteilt. Auch das Herausziehen von Gedärmen und das Ausstechen von Augen scheint auch in der näheren Zukunft noch nicht aus der Mode gekommen zu sein. Toll, werden sich jetzt die Liebhaber solcher Schilderungen denken, doch leider wirkt das alles mehr oder wenige deplaziert und aufgesetzt, ein krampfhaftes Bemühen des Autors alles so blutig und hart wie möglich zu schildern. Das sind dann eben jene Augenblicke, in denen ich einfach genug hatte und kurz davor stand die Schwarte in die Ecke zu pfeffern.

Auf der anderen Seite jedoch, schafft es Andy Remic durchaus eine schöne jump-and-run Geschichte zu erzählen. Der Protagonist Dexter Colls ist ständig auf der Flucht vor den Sicherheitsbehörden oder auf der Suche nach seiner Familie. Dabei gerät er von einer Bredouille in die nächste – und dann macht es auch wieder richtig Spaß in die Geschichte einzutauchen. Auch die vielen Wendungen, gerade zum Ende hin als Dexter erkennen muss wer oder was er eigentlich ist, sind klasse. Spätestens da kommt einem der Film Total recall mit Arnold Schwarzenegger ins Gedächtnis. Genau wie der von Schwarzenegger verkörperte Douglas Quaid muss Dexter erkennen, dass er eigentlich ein ganz anderer ist als er zu sein glaubt. Und genau wie Quaid, entschließt er sich, seine eigentliche Identität zu verleugnen und der zu bleiben, zu dem er geworden ist. Das ist schon echt ein Hammer mit dem Andy Remic hier seine Leser vor den Kopf schlägt. Ein weiterer Pluspunkt des Buches ist, dass Remic den Leser ziemlich lange über die wahren Begebenheiten im Unklaren läßt. Bis zum Schluß fragt man sich, was der Hinweis des Polizisten Jim genau zu bedeuten hat und warum Dexter eigentlich nicht auf Theme Planet hätte einreisen dürfen. Die Klärung dieser Aussage scheint von zentraler Bedeutung zu sein, sowohl was die Entführung von Dexters Familie anbelangt, wie auch bei der Frage nach der Rolle die Dexter selber spielt.

Auch wenn der Autor den beiden Hauptcharakteren, Dexter Colls und Amba Miskalov, viel Raum gibt, so lässt er diesen jedoch leider bei dem Umfeld der beiden etwas vermissen. Von der eigentlichen Erde, die Geschichte spielt anfangs in London und verlagert sich dann hauptsächlich auf den Themenplaneten, und dem Rest des Universums erfährt man ziemlich wenig. Die Menschheit beherrscht den intergalaktischen Raumflug, das Universum scheint von Außerirdischen besiedelt zu sein, aber wie genau es aussieht, welche Rassen insgesamt existieren und wie das Verhältnis der Menschheit zu ihnen ist, kann man nur erahnen. Hier hätte Remic durchaus etwas weitschweifiger schreiben können.

Etwas nervig kommen im Gegenzug die vielen Namen daher. Nicht die Namen der Handelnden, sondern vielmehr die Namen oder Bezeichnungen der alltäglichen Gegenstände. Wenn man pausenlos mit solchen Wortschöpfungen wie PlakFrag-AutoBratpfanne, Spunky Spank Schokolade, Kiddy Kid Kid-TV, Suck-o-Suck-KackaSauger+Schaber, HotelCube-Scraper oder Hell-Horror-PinkPunk-Puppe malträtiert wird, um nur einige zu nennen, nervt das irgendwann gewaltig. Genauso wie die Tatsache, dass Amba zwar eine eiskalte Androidenkillerin ist und ohne mit der Wimper zu zucken munter Dutzende, wenn nicht gar hunderte, von Menschen tötet, sie aber ausgerechnet nach der Ermordung eines Kindes ihr Gewissen entdeckt, weil dieses sie an ihr eigenes erinnert. Das ist dann schon etwas zu dick aufgetragen und wirkt nur noch peinlich.

Wesentlich interessanter ist da schon das geradezu symbiotische Verhältnis zwischen der Menschheit und dem Themenplaneten (ich verweigere bewusst die deutsche Bezeichnung Combat Planet). Das war ein wirklich netter Einfall von Andy Remic. Wie es in einer Symbiose sein sollte, haben beide Partner dabei etwas zu gewinnen. So logisch und friedfertig es auch ist, macht ausgerechnet die Weltregierung dem ganzen einen Strich durch die Rechnung. Aber auch hier wieder zeigt sich, das man aufgrund der wenigen Infos die man vom Autoren bekommt, nicht sicher sagen kann, wer denn nun diese ominöse Oblivion Regierung der Erde überhaupt ist und ob das ganze nicht doch einfach „nur“ ein Schachzug von Cardinal Romero gewesen ist. Ebenso symbiotisch ist auch die Beziehung von Amba zu ihrer Waffe namens Zi (und diese Symbiose ist nicht etwa gleichzusetzen mit der, die Sledge Hammer in der gleichnamigen Fernsehserie zu seiner Waffe names Susi hat). Beide, Sledge und Amba, reden zwar mit ihren Waffen, jedoch bekommt nur Amba auch tatsächlich eine Antwort. Zi entpuppt sich als pseudointelligente (?) Freundin, die in einer echten Beziehung zu Amba steht und auch schon fast ein Teil ihres Körpers zu sein scheint. Inwieweit diese Symbiose jedoch geht, ist nicht näher definiert.

Das Ende der Geschichte stimmt den Leser dann wieder recht versöhnlich, obwohl sich auch hier Andy Remic einen bitterbösen Epilog nicht verkneifen konnte. Diesen nehme ich jedoch mit einem Augenzwinkern und viel Humor zur Kenntnis. Wer weiß, vielleicht wollte Remic hier aber auch nur die Möglichkeit einer Fortsetzung ausloten.

Fazit:
Wer sich an einer Vulgärsprache, vielen absonderlichen Wortschöpfungen und einer teilweise ausufernden Brutalität nicht stört, der wird seine Freude an Combat Planet haben. Wer jedoch eher auf feine Stilistik und geistreiche Visionen steht, sollte lieber die Finger davon lassen. Aber, eines kann ich dem Buch beim besten Willen nicht absprechen: Es ist unterhaltsam und kann mit einigen interessanten Wendungen aufwarten. Und das ist ja durchaus nicht zu verachten.
 
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    2013-02-25
    Würde mich auch Reizen nachdem was Du schreibst. Leider nicht auf Ebook verfügbar, also für mich als Papierallergiger leider nicht greifbar ;/


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