Victoria Schlederer
Fortunas Flug
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»Fortunas Flug« von Victoria Schlederer
"Fortunas Flug" ist nach "Des Teufels Maskerade" der zweite Roman von Victoria Schlederer , Gewinnerin des Heyne-Wettbewerbs „Schreiben Sie einen magischen Bestseller“. Dem Klappentext des Vorgänger-Bandes zufolge sind die beiden Romane inhaltlich im selben Universum situiert, aber jeweils in sich abgeschlossen. Man braucht also den ersten Band nicht unbedingt zuerst lesen, um die Handlung zu verstehen, aber ich kann mir vorstellen, dass die erzählte Welt und deren Figuren dadurch einiges an Charme dazugewinnen.
Inhalt
Es ist 1913, Wien. Die Klatschkolumnistin Stella Schönthal ist Zeugin, wie sich der Konstrukteur des geheimen Flugschiffs Fortuna das Leben nimmt, nachdem er unverständliche Worte zu ihr spricht. Es kommt zu weiteren Todesfällen, daraufhin möchte sie den Dingen auf jeden Fall auf die Spur kommen, wobei sie immer wieder Graf Trubic begegnet, der ihr rät, sich von allem fernzuhalten. Doch bald entdeckt Stella, dass sie selbst magische Fähigkeiten hat und sie beginnt die Zusammenarbeit mit dem Departement für okkulte Angelegenheiten.
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Meinung
Zunächst muss ich sagen, dass ich das (vermutlich ursprüngliche) Cover, das hier auf der Seite zu sehen ist, ansprechender finde, da im Kostüm der Frau wenigstens ein Hauch von Adel und damit Bezug zum Werk zu finden ist. Das Cover, für das sich der Verlag entschieden hat, scheint mir (abgesehen von dem Luftschiff) kaum die Atmosphäre des Romans wiederzuspiegeln, die von Ständegesellschaft Wiens, Klatsch und Tratsch, Prag, Magie, Detektiven, Morden und einem Luftschiff geprägt ist – eine interessante Mischung! Das ist auch das erste, was ich positiv vermerken kann - dies ist einmal etwas erfrischend Neues! Der Fantasy-Anteil ist dabei eher dezent in die Welt eingebaut, wir haben es mit einer Art historischem Krimi mit Fantasy-Elementen zu tun. Bei letzterem handelt es sich u.A. um einen Vampir, Drachen, einen Magier, der zum Otter verwandelt wurde und Elfen (die durch Gesang zaubern können, aber ansonsten nicht weiter spektakulär sind!).
Des weiteren auffällig ist der Stil der Autorin. Schlederer kann mit ihrem beeindruckenden Wortschatz wirklich schöne Sätze formen, was im Gegensatz zu der Masse einfach geschriebener Werke wirklich heraussticht. Freilich sind die verschachtelten, manchmal über fünf Zeilen dauernden Sätze nicht ganz so leichte Kost, doch entlohnt einem das Werk die Konzentration mit Freude an dem schönen Stil und Sprachwitz.
Der Erzähler berichtet abwechselnd über den Grafen Felix und über Stella in der Ich-Form. Die Figuren waren allesamt ein wenig schräg, aber doch realistisch genug. Ich fand es in diesem Fall recht passend, dass es „gemischte Charaktere“ waren, die ihre guten wie schlechten Seiten hatten. Der Akzent hat ihnen durchaus Leben eingehaucht und zur Atmosphäre beigetragen. Während des Lesens habe ich mir oft gewünscht, etwas mehr über die Figuren zu erfahren. Aber vielleicht wäre mein Eindruck bei vorheriger Lektüre des ersten Bandes ja anders gewesen.
Zuletzt kann ich nur noch anmerken, dass ich mir ein wenig mehr Tempo gewünscht hätte – ich fand, dass es sich streckenweise ziemlich gezogen hat.
Fazit
„Fortunas Flug“ ist ein sehr schön geschriebener Roman, der sich hier und da etwas in die Länge zieht, aber mit interessantem Konzept und kuriosen Charakteren überzeugen kann.