Thomas Finn
Aquarius
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»Aquarius« von Thomas Finn
Eine Frau ertrinkt.
In einer Telefonzelle.
Eine weitere Frau ertrinkt.
Auf dem Dachboden.
Und noch weitere mysteriöse Todesfälle halten das Städtchen Egirholm in Nordfriesland in Atem.
Als der Berufstaucher Jens Ahrens nach seiner erfolgreichen Flucht vor seinen Entführern selbstständig Ermittlungen anstrebt und der jungen Polizistin Meike Ehlers damit in die Quere kommt, scheinen sich die Ereignisse plötzlich zu überschlagen. Je näher Jens und Meike dem mythischen Ägirkult kommen, desto näher scheint ihr eigene Ende in Sicht. Morde, Hetzjagden, Entführungen und mörderische Sirenen treiben ihr Unwesen.
Das Cover zeigt eine junge Frau, die sich aus den Fluten des Meeres erhebt. Die See ist sturmgepeitscht, die Haare wehen ihr ins Gesicht. Durch die eher dunkle Farbgestaltung wirkt das Bild auf mich düster und bedrohlich. Zusammen mit dem Klapptext war es ausschlaggebend, dass ich zu diesem Buch gegriffen habe.
Thomas Finn verbindet in seinen Romanen die tatsächliche Geschichte Deutschlands mit seiner Mythenwelt. Diese Mischung finde ich immer wieder mehr als faszinierend, da die Erzählungen stets zwischen Wahrheit und Mysterium hin und her wechseln und sich die Grenzen vermischen. Wo hört die Realität auf und wo beginnt die Welt der Sagen? Da ich für mich keinen klaren Strich ziehen kann, genieße ich die Worte des Autors einfach und lasse mich treiben. Obwohl, treiben ist vielleicht das falsche Wort bei dieser explosiven und energiegeladenen Mischung! Finn spielt mal wieder mit den Urängsten seiner Leser und peitscht diese Ängste zusätzlich mit Spannung und schnellen Handlungswechseln auf. Voller Action rast man von einer brenzligen Situation zur nächsten und versucht verzweifelt, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, welches sich zwischen den Seiten verbirgt. Eine absolut gelungene Mischung, an der mich einzig die vielen Zufälle stören. Eins greift ins andere und schwups, wird alles passend kreiert. Schade, denn diese kleinen stilischen Hilfsmittel hätte Finn überhaupt nicht nötig gehabt. Für meinen Geschmack zerstört er damit mehr, als dass es nützt. Natürlich bewundere ich ihn auch, dass er die Leuchtsignalfackel, die sein Protagonist auf Seite fünfzig findet, plötzlich auf Seite dreihundert locker lässig wieder hervorzaubert, aber gefallen hat es mir eben nicht. Zu auffällig, wo mir subtil besser gefallen hätte.
Ganz groß sind die Beschreibungen Finns mal wieder von tatsächlichen Geschehnissen wie der zweiten Marcellusflut und der Welt der Sagen. Ich habe viel Zeit im Internet verbracht und diese Ereignisse nachgelesen. Thomas Finns Recherchen sind einfach unschlagbar und so, wie er dies seinen Lesern nahebringt, lebt er dafür. Ob hoch im Norden oder tief im Süden, sein Wissen scheint fundiert.
Jens Ahrens ist der absolute Held in der Geschichte. Durchtrainierter Berufstaucher mit militärischem Background, kann er einfach jeden Gegner bezwingen und hält Tricks auf Lager, die uns Normalsterblichen nie im Leben einfallen würden. Und wenn er mal nicht alleine weiter kommt, ist garantiert Rettung in der Nähe. Trotzdem wirkt Ahrens auf mich sympathisch. Ich konnte ein Beziehung zu ihm aufbauen, auch wenn mir das Authentische gefehlt hat.
An seiner Seite die Polizistin Meike Ehlers. Sie ermittelt in den merkwürdigen Mordfällen und ist dementsprechend offen für Jens Vermutungen, was Sirenen angeht. Natürlich. Denn wer würde das auch in Zweifel ziehen? Auch hier hätte etwas Zurückhaltung der Handlung gut getan.
Mein Fazit
Ich bin etwas enttäuscht, fand das Buch im Großen und Ganzen aber in Ordnung, da mich die Welt der Sagen einfach fasziniert.