Tad Williams Bobby Dollar 2
Happy Hour in der Hölle
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»Happy Hour in der Hölle« (Bobby Dollar 2) von Tad Williams
Engel Doloriel, auf Erden Bobby Dollar genannt, ist verliebt. Seine Angebetete ist kein Engel, auch keine irdische Frau. Nein,, Bobby muss sich das Leben unnötig schwer machen und verliebt sich in eine Dämonin. Und nicht nur irgendeine Dämonin, nein, es handelt sich um die Favoritin seines Erzfeindes Eligor, einer der mächtigsten Fürsten der Unterwelt, mit dem Doloriel schon mehrfach aneinander geraten ist.
Eligor verschleppt Caz in die Hölle und so macht sich der Engel auf, seine Geliebte aus der Unterwelt zu befreien. Hilfe bekommt er dabei von Temuel, einem der Erzengel, für den Bobby in der Hölle einen Auftrag ausführen soll. Ziemlich mysteriös, denn was hat ein Erzengel mit der Hölle zu schaffen? Sind doch die Bewohner des Abgrundes die Erzfeinde der Engel.
Bobby Dollar bekommt einen Dämonenkörper und gelangt durch einen vergessenen Eingang in die Unterwelt, die noch furchtbarer ist, als Dante es beschrieben hat. Und er kann nicht mit Hilfe rechnen, in der Hölle sind Wörter wir Dankbarkeit, Hilfe, Mitleid und Liebe Wörter, die schon lange in Vergessenheit geraten sind. Bobby ist aus sich alleine gestellt und ihm bleibt nicht viel Zeit, seine geliebte Caz zu finden, denn schnell wird seine Anwesenheit in der Hölle bekannt und Tod und Teufel werden hinter ihm her sein.
Kommentar:
Vorab: ich bin ein absoluter Tad Williams Fan. Ich habe Otherland schon zwei Mal gelesen, ebenso das Geheimnis der großen Schwerter. Sprachlich ist der Autor ein Könner, seine Redegewandtheit, seine Ausdrucksstärke und sein Wortwitz beeindrucken mich bei jedem seiner Bücher. Und auch Bobby Dollar Band eins habe ich gerne gelesen. Dieses Buch hier jedoch nicht. Von einem Tad Williams erwarte ich wesentlich mehr, als der Autor hier geboten hat. Alle meine Erwartungen wurden enttäuscht. Das beginnt leider schon beim Cover.
Es gibt ausufernde Beschreibungen der Hölle mit all ihren Ekeleien , immerwährender Qual und ewigem Leid. Und ein Bobby Dollar, der endlose Monologe führt und dem Leser zeitweise den letzten Nerv raubt. Der Leser mag keine Figuren, die sich permanent selbst loben, die alle Qualen der Hölle mit einem Lächeln überstehen und dem Feind immer noch ein trotziges Wort an den Kopf werfen können.
Ich liebe z.B. den Burbon Kid und ich finde es in einem Fantasy Buch durchaus nicht abstoßend, wenn die Hauptfigur ein mordender Antiheld ist. Ich mag auch Harry Dresden, der ja auch über ein starkes Selbstbewusstsein verfügt. Ok, die Hölle färbt auf den Charakter ab aber Doloriel ist immerhin ein Engel, da erwarte ich als Leser doch etwas mehr als tierisches oder menschliches Verhalten. Die teilweise sinnlose Brutalität hat mich abgestoßen, es reicht nicht nur, einen Gegner zu eliminieren, nein man muss ihn auch noch verstümmeln, zerhacken und foltern. Das die Höllenbewohner dergleichen als Spaß empfinden kann ich nachvollziehen aber bei einem Engel erwarte ich mehr. Auch die Sequenz mit Vera hat mich regelrecht abgestoßen, da hilft auch kein Wortwitz mehr, um der Handlung noch irgendetwas abgewinnen zu können.
Die Geschichte besteht nur aus der Suche nach Caz und der endlosen Reise durch die Hölle, sowie einigen Rückblenden auf Band eins. Das ist nicht genug für einen Tad Williams. Sam und Clarence spielen keine große Rolle in diesem Buch. Doch Bobby Dollar ist leider wie ein Filmschauspieler, der einen Film nicht alleine tragen kann. Er braucht Nebenfiguren, die ihm die Bälle zuspielen, mit denen er interagieren kann. Dies fehlt hier. Der Junge Gab wirkt zu blass, seine Anwesenheit in dem Buch trägt nichts zur Geschichte bei. Nur Riprash macht eine halbwegs symphytischen Eindruck. Doch mal ehrlich, ist es glaubhaft, dass jemand, der wegen seiner Taten auf Erden in der Hölle gelandet ist, an einen Befreier und an Vergebung glaubt?
Das Buch lässt viele Fragen offen und bereitet den Leser auf Band drei vor. Bobby merkt, dass er in einen Komplott verwickelt ist, der weit über die Abspaltung des dritten Weges hinaus geht. Das Ende lässt hoffen, dass Sam, Clarence und Bobby in Band drei wieder gemeinsam agieren.
Fazit:
Ein enttäuschendes Buch, brutal und teilweise verstörend, ohne den sonstigen Humor, den man bei Tad Williams so liebt. Für einen unbekannten Autor wäre das Buch ok gewesen, bei diesem Autor habe ich wesentlich mehr und besseres erwartet.