Stephan Russbült
Lord Limbus
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»Lord Limbus« von Stephan Russbült
Der Erzmagier Reuben Tant hat sich in den abgelegenen Ort Frostkrone zurückgezogen . Er verließ den Königshof und gab seine privilegierte Stellung auf, weil ihm dort Entscheidungen abverlangt wurden, die sein Gewissen nicht mehr tragen konnte. Krieg ist notwendig, doch wenn dabei unschuldige Kinder ums Leben kommen, ist dies in Reubens Augen nicht mehr zu rechtfertigen.
Die politischen Ränke und Intrigen ekelten ihn immer mehr an, nur eine Flucht bot ihm die Möglichkeit, sich dem Ganzen zu entziehen.
Nun hilft er den Einwohner Frostkrones als Priester und Heiler, ohne ihnen jemals seine wahre Macht zu offenbaren. Doch dieses friedliche Leben dauert nicht lange. Das Volk der Vaarlaker aus dem hohen Norden startet einen Eroberungsfeldzug, sie töten und versklaven alle Unländer und brandschatzen das ganze Land. Eine blühende Zivilisation ist zum Untergang verurteilt., Wissen und Weisheit gehen verloren. Reuben Tant ist nur ein einzelner Mann. Obwohl er alles unternimmt, um die Bewohner Frostkrones zu beschützen, unterliegt er und stirbt. Nicht ohne vorher alle Götter zu verfluchen und ihnen Rache zu schwören.
Dort, wo andere Bücher mit dem Tod enden, beginnt die Geschichte Reuben Tants erst. Er strandet im Limbus, mit Kräften ausgestattet, die mit seinen Fähigkeiten als Erzmagier nicht zu vergleichen sind, die es ihm aber ermöglichen, ein Heer von Untoten aufzustellen und einen Rachefeldzug gegen die Vaarlaker zu starten.
Zitat aus Wikipedia zum Thema Limbus:
"....Im Mittelalter wurde diese Lehre (allerdings nicht von offizieller kirchlicher Seite) wieder abgemildert: Die ohne persönliches Verschulden vom Himmel ausgeschlossenen Seelen kommen demnach zwar weiterhin, der kirchlichen Lehre entsprechend, in die Hölle, aber an einen besonders milden Ort an deren Rand, genannt Vorhölle oder Limbus.".. ..
Stephan Russbült macht es dem Leser mit der Auswahl seiner Protagonisten nicht leicht. Sie entsprechen nie der Norm, sind keine strahlenden Helden, sondern eher Außenseiter ihrer Gesellschaft. Mogda, ein Oger, der intelligenter ist als seine Artgenossen und weder von ihnen noch von den Menschen richtig akzeptiert wird. Baazlabeth, ein Kriegerdämon, ein Wesen, das sich als durch und durch böse und beängstigend erachtet, es in Wirklichkeit aber nicht ist. Der Kontakt mit Menschen verdirbt seine blutrünstige Seele und seinen Charakter. Und nun ein Erzmagier, tot und doch nicht tot, gestandet im Limbus, getrieben von dem Wunsch nach Rache.
Tot zu sein ist kein Spaß . Der Körper zerfällt, bekommt Löcher durch die der Wind pfeift und essen und trinken bereitet kein Vergnügen mehr. Die Magie verändert sich im Limbus ebenso wie der Körper, wird erschreckend und beängstigend. Reuben wandelt sich zu einem Lich, einem lebenden Leichnam, mit der Macht. die Toten zurück ins Leben zu rufen.
Diese Toten erscheinen als Ghule, Banshees, Zombies , Verzehrer und vielen weiteren Gestalten. Eine Armee des Schreckens, angeführt von jemandem, der die Götter nicht fürchtet, sie vielmehr sogar verachtet. Diesen Zorn auf die Götter kann jeder Mensch verstehen, der in unserer heutigen Welt lebt und zusieht, was Kriege und Terror anrichten können. Wie kann es der Plan der Götter sein, dass unschuldige Menschen sterben, verstümmelt oder versklavt werden? Warum entschließen sie sich nicht endlich zum handeln und unterbinden das grausame Abschlachten, das sinnlose Töten? Reuben entschließt sich, die zu ändern, die Mittel dazu sind ihm egal. Es stellt sich die Frage, ob seine Rache ihn nicht auf den gleichen Weg führt, den seine Feinde beschritten haben. Reuben erkennt selber, dass er Stück für Stück seine Menschlichkeit verliert und Gefühle wie Wut und Hass ihn zu überwältigen drohen. Somit kämpft er auch mit sich selbst, versucht, seine Menschlichkeit zu behalten. Noch kann er sich beherrschen doch die Membran wird immer dünner.
Als Kontrast zu Reuben haben wir hier die Kinder Jacob und Ava, die von dem verrückten Callum aus der Sklaverei befreit werden und deren Wege sich mit denen des Untoten kreuzen.
Die Geschichte vermag zu fesseln und den Leser sofort in ihren Bann zu ziehen . Der Autor verfügt über einen bissigen, bösartigen und skurrilen Humor, den sicher nicht alle zu schätzen wissen, der mir aber sehr gut gefällt. Er gibt seinen Büchern das gewisse Etwas und lässt einen die kleinen Schreibfehler vergessen. Das Cover verdeutlicht sehr genau den ambivalenten Charakter des Protagonisten. Ein zwiegespaltener Mensch, der Gutes möchte, aber nicht weiß, ob der eingeschlagene Weg der richtige ist.
Fazit:
Wieder einmal schafft es der Autor, mich zu fesseln. Das Buch ist in sich abgeschlossen, ich hoffe aber, dass noch einige Abeneuer des untoten Magiers folgen werden. Potenzial liegt auf jeden Fall vor.