Peadar O'Guilín
Das Ende des Himmels
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»Das Ende des Himmels« von Peadar O'Guilín
Weltliche und Religiöse; "Wilde", die nur zum Überleben töten, und "Zivilisierte", die zu Unterhaltungszwecken das Abschlachten intelligenter Wesen arrangieren. Wer sind die wahren Barbaren?
Stolperzunge und sein neuer Stamm leben in Angst vor dem Angriff der Wühler. Indrani hat zwar Saatgut und Waffen versprochen, als sie zum "Dach", welches sich über der rauen Welt, in der Stolperzunge lebt, zurückkehrte; bislang ist allerdings noch nichts eingetroffen und auch Indrani kommt nicht zurück. Stolperzunge will unbedingt zu seiner Geliebten und so bricht er seinerseits auf.
Im Dach herrscht mittlerweile Chaos: ursprünglich umspannte die künstliche Welt den gesamten primitiven Planeten und erlaubte den Bewohnern dank hochentwickelter Nanobots ein Leben in unglaublichem Luxus. Verschiedene religiöse Sekten, Rebellengruppen und nicht näher bezeichnete Aliens bedrohen diesen Luxus und vor einigen Jahren begann die Krise: die Nanobots des Daches werden von einem seltsamen Schleim gefressen. Soziales Leben und gesellschaftliche Ordnung im Dach brechen auseinander. Indrani wird von verschiedenen Seiten gejagt und weiß mittlerweile auch den Grund: sie kennt ein Geheimnis, welches mit der Krise zu tun hat. Doch sie kann sich nicht erinnern- und mehr und mehr Bereiche des Daches werden zerstört...
Vorneweg: Ich verstehe es nicht. Wirklich nicht. Die Buchläden quellen über von Dystopien, Panem und Co. verkaufen sich wie warme Semmeln. "Die Kuppel" und der zweite Teil "Das Ende des Himmels" fallen auch in die Kategorie- warum kennt sie niemand? Bei Amazon sind einstellige Rezensionen. Band 1 fand ich spitze, Band 2 liegt etwas darunter, ist meiner Meinung nach aber immer noch herausragend.
Um "Das Ende des Himmels" zu verstehen, muss man unbedingt Band 1 kennen.
VORSICHT SPOILER ZU BAND 1
In "Die Kuppel" erleben wir einige Wochen mit Stolperzunge und seinem Stamm. Diese leben in einer primitiven Welt, die von jeder Menge Bestien bewohnt wird. Das einzige Nahrungsmittel ist Fleisch. Entweder werden die Bestien gejagt und gegessen, oder es werden "Freiwillige" aus dem Stamm bestimmt, zumeist Alte und Kranke, und gegen "Freiwillige" der Bestien getauscht, die mit den Menschen einen Nichtangriffspakt haben. Wenn jemand durch einen Unfall etc. stirbt, wird er auch gegessen. Kannibalismus ist also der Normalzustand, wird nicht als entsetzlich oder abartig dargestellt, ist aber zentrales Thema.
Indrani und ihr Volk leben im Dach, eine künstliche Sphäre, die den ganzen wilden Planeten umhüllt. Die Wilden auf der Welt sind die Nachkommen ehemaliger Feinde, das Leben dort andauernde Bestrafung- und de Quelle der Unterhaltung, denn die Dachbewohner schauen sich den Überlebenskampf aller Wesen live an und liefern regelmäßig Nachschub in Form von essbaren Aliens. Wenn man sich die Unterhaltungen und ihre Reaktionen auf Stolperzunge ansieht, fragt man sich, wer die wahren Wilden sind.
SPOILER ENDE
Stolperzunge ist naiv, aber ehrlich. Lügen und Hinterhalte versteht er kaum. Für ihn dreht sich alles im zwei Dinge: er will mit Indrani zusammen sein und seinen Stamm retten. Beides droht mehr und mehr in Konflikt miteinander zu geraten, denn Indranis großes Geheimnis betrifft nicht nur die Dachbewohner. Auch Indrani muss körperlich und seelisch einiges einstecken.
Dem Leser sind viele der Elemente bekannt, auch in welche Richtung sich das ganze entwickelt, ist vorhersehbar. Dass der naive Stolperzunge es nicht besser versteht ist logisch, die gebildete und einflussreiche Indrani hingegen hätte nicht so blauäugig sein dürfen.
Das Buch ist unglaublich spannend und zieht einen immer weiter, auch wenn es zwischendurch leichte Hänger gab, hauptsächlich wenn Nebenstränge verfolgt werden. Der Autor zerrt Indrani und Stolperzunge durch weite Bereiche des Dachses, was so nicht nötig gewesen wäre, um ein möglichst breites Spektrum vom Dach zeigen zu können.
Das Ende ist sehr abrupt und lässt einige Fragen offen. Allerdings ist ein dritter Teil offen, nur wann der erscheinen wird, ist fraglich. Es gibt noch nicht mal eine englische Ankündigung des Titels.
Fazit:
Teilweise sehr brutaler, aber spannender Dystopie-SF-Roman, allerdings keine Hardcore-SF. Sehr spannend und mitreißend, trotz kleiner Absonderlichkeiten. 5 von 5 Sterne