Lauren Beukes
Zoo City
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»Zoo City« von Lauren Beukes
Hast du deinen Schlüssel verloren? Deinen Ehering? Bist du auf der Suche nach einem verlegten Testament? Dann wende dich an Zinzi December und sie beschafft es dir für eine kleine Aufwandsentschädigung wieder!
Denn nach einem begangenen Verbrechen erhielt Zinzi nicht nur die Gabe, verloren gegangene Sachen wieder zu finden, sondern ist auch eine Getierte; heißt, sie und ihr Faultier gehen eine magische Symbiose ein.
Eines Tages wird Zinzi gebeten, ein junges Mädchen zu suchen. Menschen sind eigentlich nicht ihre Spezialität, aber bei dem Preis kann sie einfach nicht nein sagen.
Selten habe ich ein so wunderschönes Cover gesehen! Auf den ersten Blick ist es eher schlicht gehalten: Der Titel des Buches prangt in riesigen Buchstaben mitten drauf. Aber es steckt mehr dahinter. Viel mehr. Denn jeder einzelne Buchstabe wurde besonders kreiert und zeigt die Geschichte des Buches und einzelne Handlungen. Je mehr man in der Geschichte voranschreitet, desto mehr erschließen sich die Bilder. Ich würde schon fast sagen, dass das Cover in seiner schwarz weiß Einfachheit magisch ist.
Um ehrlich zu sein, hatte mich Lauren Beukes schon nach der ersten Seite des Buches von sich überzeugt . Ihr ganzer Schreibstil lag vor mir und ich fühlte mich wohl. Mir fehlt etwas der Vergleich und so sage ich einfach mal, dass sie ihr Herz auf der Zunge trägt und hoffe, dass jeder weiß, was ich meine. Sie sprüht vor Witz und Esprit, die Zeilen sind lebendig, lustig, mitreißend und machen neugierig. Nach und nach mischt sich dann auch noch Spannung dazu und so konnte ich das Buch beim besten Willen nicht mehr weg legen.
Die Idee hinter dem Buch, gefällt mir richtig gut: Hast du ein Verbrechen begangen, wird dir für den Rest deines Daseins ein Tier an die Seite gestellt. Doch nicht nur das, denn du erhältst zu dem eine magische Fähigkeit. Die ganze Zeit schwankte ich zwischen der Überlegung, ob dies Segen oder Fluch ist. Klar, man begeht ein Verbrechen, verbüßt seine Strafe und gut ist. Bisher jedenfalls, denn jetzt sieht jeder, dass du mal irgendetwas schlimmes verbrochen hast! Als Getierter ist man für den Rest seines Lebens gezeichnet. Der eine mit einem Schmetterling, einer Ratte oder einem Spatz; aber es werden auch größere Tiere vergeben wie Pumas, Faultiere Hyänen. Schön fand ich, dass die Autorin nicht so sehr die Schuld der einzelnen in den Vordergrund stellte, sondern viel mehr das Ergebnis.
Ich bin der Meinung, dass man das Buch einfach lesen und als tollen Roman beenden kann. Aber man kann auch ein paar mehr Gedanken investieren und ihn als gesellschaftskritisches Werk verstehen. Beukes gibt beiden Möglichkeiten eine Chance, tendiert aber in keine Richtung. Dies überlässt sie ihren Lesern, was sie mir sehr sympathisch machte. Unterhaltung ja, aber was lehrreiches rausziehen, wird jedem selber überlassen.
Natürlich haben mir die magischen Momente des Buches am besten gefallen! Es ist nicht so, dass die Welt plötzlich eine andere geworden ist, sondern die Veränderungen begannen im Kleinen und breiteten sich immer weiter aus. Fast erhielt die Geschichte so einen Hang zur Realität, die ich mir teils wünschte, teils nicht. Schwere Verbrechen werden mit magischem Können und einen Tier belohnt, bestraft, gezeichnet, je nach Ansicht. Zinzi kann verlorene Sachen aufspüren, andere können Gedanken lenken, sich unsichtbar machen, in die Zukunft blicken, die Liste ist schier endlos. Möglich ist dies nur, weil sie eine Verbindung mit einem Tier eingehen. Geschieht dem Tier etwas und es kommt zu Tode, muss der Getierte auch sterben. Ein neuer Markt erschließt sich. Doch nicht nur schönes und nützliches bricht hervor.
Im Mittelpunkt des Geschehen steht die junge Zinzi December und ihr Faultier. Mir fiel es unglaublich schwer, Zinzi einzuordnen, was sie in meinen Augen aber nur noch reizvoller machte. Auf der einen Seite wirkt sie unglaublich stark, beherrscht und zielstrebig und auf der anderen Seite verletzlich und allein. Ich glaube, dass sie sich selber noch nicht richtig gefunden hat und fand es spannende, die junge Frau einen Teil ihres Lebensweges begleiten zu dürfen.
Im Großen und Ganzen wirkt das Buch und seine Charaktere eher dunkel und bedrückend. Aber sie schnüren einem nicht die Luft ab oder vermiesen das Lesen. Die Ballance ist gut gewählt.
Mein Fazit
Ein tolles Buch!