Lars Neger Der Weg des Schwertes 1
Areon
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»Areon« (Der Weg des Schwertes 1) von Lars Neger
Der Saer Ayrik Areon wird von fünf Kriegern der Hochkönigin verfolgt, denn er gilt als Verräter und soll zu ihr in die Stadt Rhynhaven gebracht werden. Der Kriegsveteran begibt sich schließlich in Gefangenschaft des adligen Ordenskriegers Mikael und erzählt ihm dafür seine Geschichte.
Ayrik wurde als freier Mann in der Siedlung Dynfaert geboren. Sein Vater hat hohe Hoffnungen auf ihn gesetzt, er wurde dem Wyrc, einem Druiden der vergessenen Götter übergeben, damit er ihn heimlich und gegen die Gebote der Königin im Kampf mit dem Schwert ausbildet. Eines Tages glaubt Ayrik seine Stunde gekommen, als ein furchtbares Ungeheuer sein Unwesen in der Umgebung treibt. Doch es komm alles ganz anders als geplant. Statt Ruhm und Anerkennung zu erlangen wird er verbannt und heimatlos.
Leseprobe
„Glaub mir, ich verstehe es selbst nicht, aber ich lebe noch. So alt ich mich auch fühle, mich konnte bisher keiner umbringen und deswegen lachte ich über jene, die ich ins Grab schickte.“
„Du hast über die Toten gelacht?“, fragte der Cadaener entsetzt.
„Natürlich! Die Toten interessiert es doch gar nicht, ob wir lachen oder weinen, denn sie sind für immer von diesem ganzen elenden Mist erlöst. Deswegen lachte ich oft und lachte hart. Mit den Jahren änderte sich nur der Grund. Aus anfänglicher Ignoranz allen weltlichen Übeln gegenüber wuchs bald die Einsicht, dass ich besser über das lache, was mich zu zerstören drohte, statt daran zu Grunde zu gehen.“ (S.225)
Meinung
Lars Neger hat mit „Areon“ einen beeindruckendes Romandebüt vorgelegt bei einem relativ neuen, kleinen Verlag, der sich auf historische Romane spezialisiert.
Auch wenn dies eine Art Aufsteigergeschichte ist, so ist es keine typische. Der mittlerweile in den 30ern lebende Protagonist schaut vor allem kopfschüttelnd auf seine Vergangenheit und fehlende Reife, mittlerweile ist von dem Traum der Ehre nichts mehr übriggeblieben. Die Welt muss in dieser Reihe wohl eher nicht gerettet werden und der Held erklimmt eher mühselig und mit viel Glück die Karriereleiter. Im Verlauf seiner Abenteuer bekommt man langsam eine Ahnung von Geographie und Geschichte. Die Welt dieser Fantasy-Serie ist nicht bevölkert von den typischen Fantasy-Kreaturen wie Elfen, Zwergen etc., sondern erscheint eher realistisch. Der Norden von Anarien ist düster und gefährlich; während der Handlung herrscht meist die Winterzeit. In vielem wird man an das Mittelalter erinnert, denn die Menschen kämpfen hart ums Überleben, besitzen keine hoch entwickelte Technik (Heizung z.B. gab es zu Zeiten der Ynaar, jetzt jedoch nicht mehr) und keine großen Städte. Auch werden hier die alten Religionen von einem neuen, eher sittenstrengen und auf einen Gott fokussierten Glauben abgelöst (dem Christentum nicht unähnlich), dessen Nachfahre die Hochkönigin sein soll. Der größte Unterschied zum Mittelalter liegt wohl darin, dass die Herrscher hier der Tradition nach Frauen sind, die Männer dagegen immer untergeordnete Rollen spielen. Andererseits sind Frauen vor allem die Rolle der Mutter und Hausfrau zugewiesen.
Die Erzählung wechselt zwischen Ayriks Bericht über seine Vergangenheit (bis in seine Zwanziger hinein, wir erfahren also nicht, aus welchem Anlass er verfolgt wird) und kurzen Kapiteln, in denen er mit Mikael interagiert, einem fast fanatisch gläubigem Saer, der Ayrik heftigst verurteilt und nur langsam in seinen Überzeugungen ins Schwanken gerät. Ayrik zeigt sich als deutlich erfahrener und macht immer wieder deutlich, dass man keine voreiligen Schlüsse ziehen sollte.
Nur eine und nicht unzählige Erzählperspektiven zu folgen, fand ich wirklich angenehm. Dadurch wirkte das Buch nicht überladen und die Hauptfigur wird in ihrer Entwicklung in den Vordergrund gestellt. Allerdings kam mir die Handlung manchmal zäh wie Kaugummi vor, und ich habe den Verdacht, dass es – neben der etwas zu verschachtelten Satzkonstruktion – an der Typographie liegen könnte. Es gibt wenig Seitenrand und es wurden sehr viele Worte auf einer Seite untergebracht – sonst hätte man vermutlich die doppelte Seitenanzahl bekommen. Das Foto-Cover ist mir gleich positiv aufgefallen, weil es sich vom Rest der Fantasymotive wohltuend abhebt.
Verbesserungsfähig sind meiner Ansicht nach die Nebenfiguren, die oft wenig charakterisiert werden und relativ statisch erscheinen. Sanna gehörte für mich zu den interessanteren Figuren, da sie nicht so leicht einzuordnen ist und keine typische harmlose Prinzessin darstellt. Auch was Areon betrifft, hatte ich mir von der Rahmensituation mehr Entwicklung erhofft. In diesem Band sehen wir ihn vor allem arrogant und unwissend, aber der Kontrast zu dem bescheidenen Mitt-30er lässt einen gespannt sein, wie er sich zu dem abgebrühten Krieger entwickeln wird, der im ganzen Reich gesucht wird.
Zielpublikum
Viele Figuren sprechen eine derbe Sprache und es kommen einige Szenen vor, die klar nicht mehr jugendfreundlich sind. Diese Reihe ist eher an (junge) Erwachsene gerichtet.
Fazit
Ein Fantasyroman mit winterlichen Schauplätzen und düsterer Atmosphäre, der sich vom typischen Held-rettet-Welt-Einerlei abhebt. Der Autor nimmt sich Zeit für seine Geschichte und erschafft eine Welt, die anders und doch vertraut ist. Auch wenn die Perspektive den Einzelnen mit seinen Stärken und Schwächen im Zentrum steht, hätte der Autor jedoch mehr aus der Innensicht und den Nebenfiguren machen können.