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Gareth Powell

Sternentor

  • Autor:Gareth Powell
  • Titel: Sternentor
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne Verlag
  • Datum:08 Oktober 2012
  • Preis:9,99 EUR

 
»Sternentor« von Gareth Powell


Besprochen von:
 
Flavius
Deine Wertung:
(5)

 
 
Als Verne Rico in einem U-Bahntunnel in eine Art Tor fällt, welches ihn auf einen fremden Planeten transportiert, hat sein Bruder Ed nur einen Gedanken: Er muss seinen Bruder finden und ihm damit beweisen, dass er, Ed, nicht nur kein Taugenichts ist, sondern auch zu etwas Nutze. Denn kurz zuvor hat Verne erfahren, dass Ed mit seiner Frau Alice ein Verhältnis hatte. So machen sich Ed und Alice durch ein weiteres Sternentor auf die Suche nach ihm. Dabei müssen sie erfahren, dass die Benutzung der Tore ein One-way-ticket ist.

In einer fernen Zukunft bekommt die junge Raumschiffseignerin Katherine Abdulov von ihrem Vater den Auftrag eine Ladung der begehrten Handelsware und Droge Pep, die nur einmal in 100 Jahren abgeerntet werden kann und daher bei einem Verkauf einen unheimlichen Profit verspricht, vom Planeten Djatt abzuholen. Ihr ärgster Konkurrent ist ausgerechnet ihr ehemaliger Freund Victor Luciano. Was beide nicht wissen ist, dass eine grauenhafte Bedrohung, die RÜCKBESINNUNG genannt, den Planeten Djatt bereits in ihren Fängen hält.

Ein Planet, ausgehöhlt und mit einem dünnen Quarzüberzug, der einer außerirdischen Rasse, den Dho, einst als Rettungsarche vor der RÜCKBESINNUNG diente, umkreist einen Gasriesen im Strauli-System. Der junge Forscher Toby Drake erhält von den Dho die Erlaubnis die Antriebsquelle, Ast genannt, zu untersuchen. Seine jahrelangen Forschungen werden ihn einst dazu befähigen die letzten Reste der Menschheit vor der RÜCKBESINNUNG zu retten und in Sicherheit zu bringen.

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Mit dem vorliegenden Buch setzt der Heyne Verlag seine SF Reihe Space Action fort. Ich muss gestehen, dass mir Sternentor (The Recollection) von den bisher erschienen Büchern am Besten gefallen hat. Die Geschichte hat alles, was ich mir als SF Leser wünsche und liebe. Eine packende Handlung, jede Menge Überraschungen, eine planetenfressende Bedrohung, skurrile Außerirdische, Zeitreisen und viele interessante und liebenswerte Charaktere mit sogar, man höre und staune, nachvollziehbaren Handlungen.

Begrüßenswert ist auch die Tatsache, dass sich Powell an die bisher wissenschaftlich anerkannten Fakten hält und die Torbenutzer nicht schneller reisen läßt als das Licht, also mit maximal Lichtgeschwindigkeit. Für unsere Protagonisten bedeutet es, dass sie auf ihren Reisen von Tor zu Tor bestimmten relativistischen Effekten unterliegen. Wenn sie also eine Strecke von 100 Lichtjahren zurücklegen, vergehen für sie nur Sekunden, in der eigentlichen Welt jedoch 100 Jahre, da eben das Licht einhundert Jahre gebraucht hätte um die Entfernung zurückzulegen. Und da eben nichts schneller ist als das Licht, sind für Ed, Verne, Alicia und alle anderen Menschen die Sternentorreisen nicht nur eine Reise von A nach B, sondern auch eine Reise vom Jetzt ins Irgendwann. Die Sternentore sind also durchaus auch als eine Art Zeitmaschine anzusehen.

Ganz anders geht es zum Beispiel in der TV Serie Stargate zu, an die man vermutlich als erstes denkt wenn man das Buch in den Händen hält und sich den Klappentext durchliest. Denn in dieser Serie haben sich Jack O’Neill und sein SG-1 Team eben nicht mit den relativistischen Effekten auseinanderzusetzen. Egal wohin und wieweit das Team springt, für alle Beteiligten, ob Stargatereisende oder für die Daheimgebliebenen auf der Erde, vergeht in der Regel die gleiche Zeit. Gut, anders würde die Serie vermutlich auch nicht funktionieren. Das es aber auch anders geht und dennoch hervorragend funktioniert, ja geradezu den Reiz der Geschichte an sich ausmacht, hat Joe Haldeman in seinem preisgekrönten Buch Der ewige Krieg (The forever war) gezeigt. Sein dortiger Protagonist William Mandella unterliegt bei seinen Reisen zu seinem Einsatzort ebenfalls relativistischen Effekten. Während für ihn und seine Kameraden nur ein paar Jahre vergehen, rauscht der Rest der Menschheit in Jahrhunderten zählenden Schritten in die Zukunft und macht für ihn eine spätere Wiedereingliederung in die Gesellschaft quasi unmöglich. Zu groß ist die Entfremdung bereits geworden. Das gleiche Problem haben auch Ed und Alice in Sternentor. Mit dem einen Schritt durch das Tor sind für den Rest der Menschheit einhundert Jahre vergangen, der Schritt zurück würde noch einmal einhundert Jahre vergehen lassen. Sie kämen in eine Welt zurück die sie nicht mehr kennen würden, in der ihre Freunde und Familien nicht mehr existieren würden. Ihnen bleibt somit nur noch der Sprung in die Zukunft, der Schritt durch das nächste Tor. Hat Powell darum bei Haldeman geklaut? Mitnichten; genauso wenig wie Heinlein, Clarke oder Asimov bei Verne geklaut haben, nur weil der lange Zeit vor ihnen bereits Menschen zum Mond geschickt hat.

Die Geschichte ist sehr angenehm zu lesen und Powell entpuppt sich für mich als ein toller Erzähler. Er hat einen sehr schönen, schnörkellosen Schreibstil und bringt seine Story auf den Punkt, kein Rumgeschwurbel oder unnützen Passagen um Seiten zu schinden und die Geschichte wie Kaugummi in die Länge zu ziehen. Die Story springt zwischen zwei Spannungsbögen hin und her. Auf der einen Seite die Abenteuer und Torsprünge von Alice und Ed auf der Suche nach Verne und auf der anderen Seite die Erlebnisse von Katherine Abdulov auf dem Planeten Tiers Cross, auf ihrem Schiff Ameline oder im Weltraum. Das zwischen den Geschehnissen beider Parteien anfangs mehrere Jahrhunderte liegen ist, angesichts der Tatsache das Alice und Ed mit jeder Torbenutzung immer ein Stück weiter in die Zukunft springen, dabei unerheblich. Wie Powell alle Stränge miteinander verknüpft ist gelungen. Eins wird einem als Leser auf jeden Fall schnell klar, sie werden sich alle treffen, irgendwann und irgendwo.

Getreu dem Motto “Eine Schlacht wurde verloren, aber nicht der Krieg” endet das Buch auch nicht mit der letzten Seite; was nicht heißen soll das der Roman ein offenes Ende hat. So düster die Zukunft für alle Beteiligten auch aussehen mag, läßt Powell doch ein Licht am Ende des Tunnels erkennen. Die Geschichte rund um Ed, Alice, Verne, Toby und Katherine ist zufriedenstellend abgeschlossen, die Geschichte der Menschheit und die ihrer außerirdischen Bedrohung jedoch noch nicht. Es wäre eine wunderbare Sache, wenn Gareth Powell noch einen Folgeband schreiben würde. Viele werden sich vielleicht noch an eine alte TV Zeichentrickserie erinnern, Es war einmal der Mensch. Jede Folge endete in der Regel mit dem Satz: Ihr müßt unbedingt gucken wie es weitergeht.

Genauso geht es mir bei Sternentor. Ich muss unbedingt gucken wie es weitergeht.
 


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