Frank Rehfeld
Der Weg des Inquisitors
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»Der Weg des Inquisitors« von Frank Rehfeld
Die Kirche der Heiligen Familie gibt die moralischen Grundsätze vor, nach denen das Volk lebt. Ketzer werden unnachsichtig von der Inquisition bestraft. Der Inquisitor Noran Balosta hält sich in einen Kloster am Rande der Wüste auf, um eine Ketzerin zu richten, als er dem Waisenjungen Torin begegnet. Torin ist entschlossen, in den Dienst der Kirche zu treten und ebenfalls Inquisitor zu werden. Noran Balosta nimmt ihn mit.
Währenddessen sind die Truppen des Herzogs von Scylla an der Küste Talariens gelandet und überfallen Dörfer und Reisende, so auch die Gruppe um Nolan und Torin. Noran Balosta berichtet am Hauptsitz der Kirche von dem Überfall der Scylla-Truppen auf Ihn. Eine schwere Sünde, die mit einer empfindlichen Buße bestraft wird und Torin die Feindschaft der Scyllas einbringt.
Shirina, Tochter des Herzogs von Falkenstein, will Inquisitorin werden. Kurz vor Beginn der Ausbildung wird Shirina von Feinden ihres Vaters überfallen und dann von einer Visha-Hexe entführt. Sie kann entkommen und die Hexe töten.
Torin und Shirina beginnen die harte Ausbildung zum Inquisitor. Torin ist dort ein Außenseiter, da er nicht aus einer adligen Familie stammt. Während dessen wird Balosta wieder in den Osten entsandt, um dort gegen einen alten Feind der Kirche zu kämpfen, der wieder stärker geworden ist und die Seelen der Menschen in Besitz nimmt. Die Kirche vermutet, dass es sich um die Nachkommen der früheren Bewohner des Landes handelt. Balosta kehrt mit einer Gefangenen zurück, Ila, eine Waise aus dem Kloster, in dem Torin aufwuchs. Auch sie ist besessen und stirbt auf dem Scheiterhaufen.
Im letzten Jahr ihrer Ausbildung zum Inquisitor dringt das Böse bis in die Ränge der Inquisitoren vor. Viele der Adepten sterben kurz vor Ende ihrer Ausbildung. Auf Torin und Shirina warten schwere Zeiten.
Kommentar :
Ketzerei, Inquisitoren, Folter, Scheiterhaufen – das alles kennen wir aus der Historie des späten Mittelalters. Der Autor hat, so schreibt er in seinem Nachwort, bewusst die Anlehnung an die bekannten Begriffe benutzt, um das Eintauchen in die Geschichte zu erleichtern. Er hat den Hintergrund nur wenig verändert.
Mit den Protagonisten hatte ich Probleme warm zu werden. Zu Beginn ist Torin zwölf Jahre alt und entschlossen, die Feinde der Kirche zu bekämpfen. Er ist als Findelkind in einem Kloster aufgewachsen und ist der Kirche deshalb dankbar. Für einen Zwölfjährigen wirkt er sehr erwachsen in seinem Denken und Handeln. Er spricht auch wie ein Erwachsener. So ist er beispielsweise imstande, der Folterung einer „Ketzerin“ zuzuschauen. Er hat zwar einige Probleme dabei, aber sie bringen ihn nicht von seinem Entschluss ab.
Fanatismus und seine Wirkung auf Menschen spielt gelegentlich eine kleinere Rolle in diesem Buch. Hier hat der Autor nach meiner Meinung eine Chance vertan, dieses Thema schärfer herauszustellen. Es ist nicht wirklich gelungen, die charakterliche Entwicklung Torins, der Gefahr läuft, ein Fanatiker im Dienst der Inquisition zu werden, glaubwürdig darzustellen.
Shirina ist im gleichen Alter und hat sich schon immer eher für Kampftechniken als den Haushalt interessiert. Inquisitorin zu werden scheint ihr der richtige Weg zu sein, ihre Interessen zu verwirklichen. Auch ihr scheint die Aussicht, Foltermethoden anordnen zu müssen, nichts auszumachen.
Die Figur des Inquisitors Balosta hätte ich mir etwas ausführlicher gezeichnet gewünscht. Er blickt hinter die Kulissen der Kirche und hat ein halbes Leben in ihrem Dienst hinter sich. Er hat keine Illusionen mehr, ist aber dennoch ihr treuer Diener. Vielleicht nimmt er im nächsten Band eine größere Rolle ein.
Ich muss zugeben, dass mich diese selbstverständliche Hinnahme von Folter und Scheiterhaufen als Methoden, dem Bösen gegenüberzutreten, daran gehindert hat, den Hauptpersonen mit mehr Sympathie entgegenzutreten.
Das Buch endet mit einem bösen Cliffhanger, ohne Zweifel werden wir mehr Torin, Shirina, Balosta und den Scyllas hören. Eine schöne Übersichtskarte in Vorder- und Rückumschlag erleichtert die Orientierung.
Fazit :
Kein aufregendes Buch, aber ein solider Beginn. Wer allerdings Probleme mit Gewaltdarstellungen hat, wird keine große Freude an dem Buch haben. Gelegentlich wurden Erinnerungen an die Bücher von Abercrombie und Lawrence wach, auch wenn dort die Gewalt noch expliziter dargestellt wird.
Trotzdem werde ich den zweiten Band lesen – nicht nur, um zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht, sondern auch aus Neugier auf die weiteren Entwicklung der Protagonisten.