Für Jack gibt es eigentlich keinen Grund, um unglücklich zu sein. Seine kleine Schreinerei lässt ihn gut leben, seine Kollegen sind gleichzeitig auch seine engsten Freunde und in Lisa hat er eine temperamentvolle und hübsche Partnerin gefunden. Trotzdem fehlt ihm etwas. Denn in seinen Träumen ist alles anders: Nachts befindet er sich auf Schloss Nott, fernab jeder Zeit und jeder bekannten Gegend. Hier leben Kobolde, Wächter, prachtvolle Pferde – und Weena, die Dornenfee, in die er sich unsterblich verliebt. Tagsüber wird er immer abwesender, sehnt sich nach den Nächten. Dies geht sogar so weit, dass er Lisa verlässt. Doch gibt es eine gemeinsame Zukunft für ihn und Weena?

Beim Lesen habe ich schon die ganze Zeit überlegt, wie ich diese Rezension am besten schreibe. Denn eigentlich hat mir die Story sehr gut gefallen, die Idee war neu, auch fand ich es wirklich schön, mal einen männlichen Protagonisten in solch einer Geschichte zu finden. Aber leider war das Buch für die Vielzahl an Ideen mit seinen 232 Seiten viel zu kurz. Viele Teile wirkten auf mich zu konstruiert und in die Handlung hineingequetscht.

Jack erfährt, dass seine Mutter Ida von Lilith und Kain abstammt. Lilith, die aus dem Paradies verbannt wurde und keine Liebesverbindung mit einem Engel eingehen darf. Kain macht Weena verantwortlich, die Ida aufzog und will sie vernichten und im Laufe der Zeit, die Jack auf Schloss Nott verbringt, erfährt er, dass er selbst kein „richtiger“ Mensch ist. Auch wird die Akasha-Chronik erwähnt, Engel, Dämonen, die verschiedenen Himmelsstufen und ihre Einteilung, aufgestiegene Meister und Channeling. Hier gibt es allerdings nur eine kurze Erklärung nebenbei. Wer also mit Esoterik im Weiten Sinne bisher nichts zu tun hat, wird mit einigem nichts anfangen können. Eine Prise Erotik ist auch enthalten, denn Jack und Weena verbringen eine Liebesnacht miteinander. Hier wird die Dornenfee – obwohl Jahrtausende alt – auf einmal zu einem schüchternen und unerfahrenen Mädchen. Dieser Teil war für mich persönlich absolut unpassend und hätte gerne auch weggelassen werden können. Auch das Märchen der kleinen Bärin hat eigentlich zur Handlung nicht beigetragen, obwohl mir diese sehr gut gefiel. Durch all diese verschiedenen Aspekte nahm die Geschichte einige Wendungen, die stellenweise leider aber verwirrend wirkten.

Der Schreibstil von Anja Winkler gefällt mir ansonsten sehr gut. Die Charaktere sind so gezeichnet, dass man glaubt, sie zu kennen. Auch die Bilder der Traumwelt wirken düster und geheimnisvoll, wie sie sein sollen – das Schloss, die Pferde: Ich konnte sie vor mir sehen. Auch Jacks Gefühlschaos war eindrücklich beschrieben; durch seine Liebe zu Weena verlieren der Alltag und das wirkliche Leben für ihn an Bedeutung und seine Traumwelt wird für ihn immer realer und wichtiger.

Das Ende … beinhaltet eine dieser Wendungen, die mich verwirrt haben, aber schlussendlich konnte die Geschichte nicht anders aufhören.

Fazit:

Das Debüt der Autorin hat Potential. Ich hoffe, dass es vielleicht einmal überarbeitet und erweitert wird, so dass das Thema und die Geschichte mehr Chancen hat, wirklich zu wirken.

Infos zum Buch:

Erhältlich als Taschenbuch und ebook (pdf / epub)