Alden Bell
Nach dem Ende
Buchlisten
»Nach dem Ende« von Alden Bell
25 Jahre sind seit der Zombieinvasion vergangen, die USA gibt es nicht mehr, genauso wenig wie eine uns bekannte Zivilisation. Einzig in abgeschotteten Enklaven gibt es noch etwas wie ein normales Leben für einige wenige Menschen. Die 15jährige Temple kennt ein Leben „normales“ Leben überhaupt nicht. An ihre Eltern hat sie keine Erinnerung, die ersten Lebensjahre verbrachte sie in einem Waisenhaus. Danach zog sie von Ort zu Ort in der Hoffnung, irgendwo Sicherheit zu finden. Eines Tages stößt sie auf eine solche Enklave und wird herzlich aufgenommen. Doch auch innerhalb der Mauern ist es gefährlich für ein junges Mädchen. Als sie beinahe vergewaltigt wird und den Täter aus Notwehr tötet, muss sie fliehen – im Nacken der Bruder des Getöteten, der Rache geschworen hat und ihre Geister aus der Vergangenheit.
Mich hat das Buch (leider) nicht umgehauen; der Klappentext klang sehr vielversprechend, doch der Inhalt hat meine Erwartungen nicht halten können. Mir sind einige Logikprobleme aufgefallen: Das Land ist seit 25 Jahren verwüstet. Aber es gibt nach wie vor Geschäfte und Supermärkte, die – unverständlicherweise – nicht geplündert wurden und in denen sich sogar immer noch (genießbare) Lebensmittel finden lassen. Auch Treibstoff ist genügend vorhanden – man muss nur zur nächsten Tankstelle fahren und kann sich bedienen. Natürlich kostenfrei, es ist ja keiner mehr da, der kassieren könnte. Temple ist erst 15, aber kann Auto fahren, mit Messern und Schusswaffen umgehen. Gut, bei dem Leben, das sie bisher führte, muss sie das können. Auch kann es passieren, dass sie in einen wahren Blutrausch gerät und wahllos alle in ihrer Nähe befindlichen Personen abschlachtet. Dies passierte im Buch zweimal; einmal erwischte es ein paar Zombies, ein anderes Mal eine Horde mutierter Hinterwäldler. Mag zwar verdient gewesen sein, aber von einer Jugendlichen würde ich solch ein Verhalten nicht erwarten. Und hier geht’s dann gleich weiter zum nächsten Minuspunkt: Die mutierten Hinterwäldler. Ein Nebenstrang, der zur Story nichts Wesentliches beigetragen hat und eher wie ein Seitenfüller wirkte.
Das Ende wiederum war überraschend. Die Wendung, die die Geschichte auf den letzten Seiten genommen hat, hätte ich nicht erwartet. Hier gibt es durchaus einen Pluspunkt. Unerwartet, stellenweise sogar einfühlsam (wenn man dieses Wort für einen Zombieroman hernehmen kann) und eigentlich eher untypisch. Jedenfalls ist das Ende definitiv nicht offen gehalten.
Noch was zur Schreibweise von Alden Bell: Einfache Wortwahl, einfacher Satzbau – eine absolut klare Linie und völlig schnörkellos. Dies passt definitiv zur Szenerie. Gewöhnungsbedürftig war nur, dass er absolut keine direkte Rede verwendet. Aber nach wenigen Seiten hatte ich mich damit arrangiert und das Ganze ließ sich flüssig lesen. Auch das Wort „Zombie“ fällt im Buch so gut wie gar nicht, sie werden hier „Kriecher“, „Fleischsäcke“ oder „Schaben“ genannt.
Fazit: Kein typischer Roman mit gefräßigen, alles überrennenden Zombies. Wenn man über die Logikfehler hinwegsieht, macht das Lesen auch Spaß.