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Victoria Schwab

Das Mädchen, das Geschichten fängt


 
»Das Mädchen, das Geschichten fängt« von Victoria Schwab


Besprochen von:
 
Elohym78
Deine Wertung:
(4.5)

 
 
Mackenzie Bishop wird von ihrem Großvater als nächste Wächterin auserkoren. Wächter sind Menschen, die die Chroniken der Menschheit schützen und wenn eine plötzlich erwacht und aus dem Archiv entkommt, diese zurück führen. Ein nicht ganz ungefährlicher Job, da die meisten Seelen in den Narrows landen, einer Art Pufferzone zwischen unserer Außenwelt und dem Archiv. Zudem birgt der Beruf des Wächters die Fähigkeit, aus Gegenständen lesen und die menschliche Seele bei Berührung erfühlen zu können. Nützlich, aber auch nervig, da ungewollte Eindrücke permanent auf einen einfluten. Mackenzie liebt ihren Beruf, oder besser gesagt, ihre Berufung, auch wenn sie dies vor allen geheim halten muss. Bis sie Wesley Ayers trifft, der ebenfalls ein Wächter ist.

Das Cover zeigt einen Baum mit vielen bunten Vögeln, die sich zu unterhalten scheinen und Neuigkeiten austauschen. Da Vögel für mich immer für Reisen stehen, konnte ich mir kein passenderes Cover zu dem Buch vorstellen. So vielschichtig wie die einzelnen Lebensgeschichten sind, so unterschiedlich und farbenfroh die Tiere. Einfach wunderschön!

Ich weiß nicht, wie Victoria Schwab es gemacht hat, aber schon nach ihren ersten Worten hatte sie mich völlig in den Bann ihres Buches gezogen. Die Vorstellung, dass wir alle nach unserem Tod in einem Archiv gelagert werden, viel mehr unsere Geschichten, erzeugte bei mir zwiespältige Gefühle. Zum einen fand ich den Gedanken einfach nur wunderschön. Zu wissen, dass nichts verloren geht, wirkt eigentümlich beruhigend. Doch auf der anderen Seite vermittelte dies auch ein beklemmendes Gefühl, wie lebendig eingemauert zu sein. Und genau das scheinen auch die Chroniken zu fühlen, wenn sie in ihren Schubladen erwachen. Desorientiert, hilflos und aus diesem Grund aggressiv drängen sie in die Narrows und von dort zurück in die Menschenwelt. Mackenzies Aufgabe besteht darin, die Flucht zu verhindern, da ein Entkommen katastrophale Folgen haben könnte. Denn wer von uns würde einen geliebten Menschen nicht zurück haben wollen, wenn auch nur die kleinste Möglichkeit bestehen würde? Diesen Zwiespalt hat die Autorin nicht nur einfühlsam geschildert, sondern zugleich auch mit einer spannenden Geschichte verknüpft, so dass sich die Handlung tief in mein Gedächtnis einprägte.
Ich fand es einfach nur wunderschön zu lesen, wie Schwab Spannung und tiefgehende Gefühle zu einem Teppich verwob, der mich nicht nur umfing, sondern auch zum Fliegen einlud.
Die eigentlich Handlung wird immer wieder von kurzen Rückblicken unterbrochen. Diese schildern, wie Mackenzie Bishop von ihrem Großvater in den Beruf des Wächters eingeführt wird. Dadurch, dass dies aus der Ich-Perspektive erzählt wird, bekam ich einen noch tieferen Einblick in Mackenzies Seelenleben, als es eh schon möglich war.

Im Mittelpunkt des Romans steht Mackenzie Bishop. Eine junges Mädchen, auf der Grenze zum Erwachsen werden. Sie hat gerade ihren geliebten Bruder Ben bei einem Unfall verloren, was die Familie zu zerbrechen droht. Jeder von ihnen schafft sich eine eigene kleine Blase, in die er sich zurückzieht, aber dabei aus dem Blick verliert, dass auch die anderen leiden. Mir brach schier das Herz, als ich die drei so leiden sah und doch nicht helfen konnte. Dank Victoria Schwabs einfühlsamen Worten, schien es fast so, als ob ich die Familie Bishop kennen würde. Gespannt blickte ich also auf ihre neue Chance, die sie sich mit ihrem Umzug in das Coronado verwirklichten, um dort ein Café zu eröffnen. Mit kleinen, sehr kleinen Schritten finden sie ins Leben zurück, was mich tief bewegte.
Mackenzie verliert zwar durch den Umzug den direkten Kontakt zu ihrer besten Freundin, erhält aber gleichzeitig einen neuen Partner. Den offenen, lustigen und charmanten Wesley Ayers, der Mackenzie bedingungslos akzeptiert, ohne Forderung zu stellen.
Gemeinsam arbeiten sie im Archiv und müssen bald feststellen, dass ein Verräter sein Unwesen treibt, der die Chroniken erweckt und pures Chaos stiftet. Beide ergänzen sich zwar wunderbar, erkennen dies aber nicht. Am liebsten hätte ich sie gepackt, geschüttelt und drauf gestoßen. Solche Anwandlungen kenne ich gar nicht von mir und musste über mich selber schmunzeln. Um es kurz zu sagen, ja Victoria Schwab hat nicht nur einen interessanten Roman geschaffen, sondern auch einen mitreißenden!

Mein Fazit

Wenn ich das Buch mit einem Wort beschreiben soll: Magisch!
 


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