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Priest, Christopher

Die Amok Schleife

  • Autor:Priest, Christopher
  • Titel: Die Amok Schleife
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne
  • Datum:00 -
  • Preis:10.95 EUR

 
»Die Amok Schleife« von Priest, Christopher


Besprochen von:
 
S.B. Tenz
Deine Wertung:
(5)

 
 
Ein bewaffneter Mann betritt das Restaurant. Er sieht sich kurz um, bringt sein Gewehr in Anschlag, und feuert. Die Gäste haben nicht den Hauch einer Chance. Sie sterben im Kugelhagel des wahnsinnigen Amok-Schützen. Klick! Aus! Programm beendet.
Nur eine Simulation. Eine ExEx-Simulation, um genau zu sein. Eine Technik, die neuerdings auch vom FBI eingesetzt wird, um Agenten zu schulen. Dabei werden erschreckend reale Feuergefechte mit Kriminellen simuliert. Auch die Agentin Teresa Simons durchläuft diese harte Ausbildung. Als sie eines Tages nach Bulverton reist –ein langweiliges, müdes englisches Küstenstädtchen, dem jede Zukunftsperspektive fehlt- um vor Ort den Ablauf eines Amoklaufes zu studieren, greift sie auf diese Technik zurück. Dabei liegt sie im „Kopf“ eines anderen auf der Lauer, um das Böse hautnah zu erleben. Immer tiefer taucht sie in die Virtuelle Realität ein (keineswegs ein Widerspruch), bis die Grenzen zwischen Sein und Schein verschwimmen. Teresa Simons läuft Gefahr, ihren Verstand zu verlieren. Oder ist das bereits geschehen? Der Horrortrip hat jedenfalls längst begonnen…

Christopher Priest, geboren 1943 in Cheshire (England), veröffentlichte seine erste Kurzgeschichte The run 1966, also in einer Zeit, als die britische New Wave auf ihrem Höhepunkt war. Obwohl er sich nicht als New Wave Autor sieht, sind doch einige Einflüsse auf sein Werk unverkennbar. Sein erster Roman Indoctrinaire erhielt zwar gute Kritiken, zeigt aber die für ein Erstlingswerk typischen Schwächen. Doch bereits sein zweites Buch Fugue on a darkening island ließ erahnen, dass hier ein Schriftsteller war, mit dem in Zukunft zu rechnen sein würde. Christopher Priests Schreibstil ist unverwechselbar. Die Ereignisse in seinen Romanen werden von jeder der handelnden Personen anders wahrgenommen und das Ende des Buches ist schlichtweg genial. Im Moment lebt Christopher Priest in Hastings. Er ist in dritter Ehe verheiratet und Vater von Zwillingen.
Die Amok-Schleife erschien 1998 unter dem Titel Extremes als englische Originalausgabe.

Der Roman bietet all das, was man von einem guten (Hightech) Thriller erwarten kann. Er ist höllisch spannend, temporeich und lässt auf über knapp 500 Seiten zu keiner Zeit Langeweile aufkommen. Er bietet dem Leser darüber hinaus viel Raum für eigene Spekulationen, und das noch weit über das Ende hinaus. Das Ende ist dann auch gleichzeitig der Höhepunkt des Romans. Mag es für den einen Leser ein Happy End sein, so ist es für den anderen der absolute Albtraum. Einfach genial. Die Handlung wechselt ständig zwischen Sein und Schein, bis sich wirkliche Welt und virtuelle Welt einander überlagern. Ein gelungenes Verwirrspiel. Die Protagonisten selbst sind zum Teil neurotisch, verzweifelt auf der Suche nach verlorener Zeit. Sie sind keine Helden sondern Menschen voller Emotionen, denen das Schicksal hart mitgespielt hat. Das macht sie umso glaubwürdiger.
Ach ja, was ist mit Kritik? So erstaunlich es auch klingen mag, ich finde keinen Anlass zu einer solchen.

Fazit: Man darf keinen Thriller nach dem üblichen Strickmuster erwarten. Priest ist eben Priest. Und das ist auch gut so. Endlich mal wieder ein Roman, über den es sich zu debattieren lohnt. Ich persönlich bin ein großer Fan von Christopher Priest, und nach der Amok-Schleife, befinde auch ich mich in einer solchen, und zwar so lange, bis endlich ein neuer Roman des Autors erscheint.

10 Punkte für diesen exzellenten Hightech Thriller.
 


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