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James S. A. Corey

Leviathan erwacht

  • Autor:James S. A. Corey
  • Titel: Leviathan erwacht
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne Verlag
  • Datum:09 April 2012
  • Preis:14,99 EUR

 
»Leviathan erwacht« von James S. A. Corey


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(5)

 
 
Die Besatzung der Canterbury empfängt den Notruf des Raumschiffs Scopuli. Während sich der 1. Offizier der Canterbury, Jim Holden, zusammen mit 4 weiteren Leuten der Scopuli in einem Shuttle nähert, taucht ein unbekannter Gegner auf und zerstört die Canterbury. Holden und seine Leute überleben als einzige. An Bord der Scopuli findet Holden nur noch Tote und einen marsianischen Funksender, der die Canterbury an den Unglücksort gelockt hat. Als Holden über Funk die Galaxis wissen lässt was passiert ist, erwähnt er ebenfalls den marsianischen Funksender. Das hätte er besser nicht getan, denn aufgrund dieser Nachricht bricht ein Krieg zwischen dem Mars und den Kolonien im Asteroidengürtel aus. Die Bewohner des Asteroidengürtels nehmen an, das ein marsianisches Schiff ihren Versorgungsfrachter Canterbury zerstört hat. Das marsianische Schlachtschiff Donnager macht sich auf zum Schauplatz des Geschehens. Zusammen mit Holden soll herausgefunden werden wer tatsächlich hinter dem Anschlag steckt. Aber auch die Donnager wird angegriffen und vernichtet.

Zur gleichen Zeit bekommt auf Ceres der Sicherheitsbeauftragte und Cop Joe Miller den Befehl nach der verschwundenen Julie Mao zu suchen. Wie sich im Laufe der Ermittlungen herausstellt, war Mao Besatzungsmitglied auf der Scopuli.

Im Laufe von Millers Ermittlungen trifft er dabei zwangsläufig auf Holden und seine Besatzung die auf der Suche nach den Mördern der Canterbury sind. Beide finden Mao, die sich allerdings einen Virus, Phoebe Virus genannt, eingefangen hat und daran starb. Holden und Miller machen sich auf die Suche nach dem Urheber dieses Virus und kommen dabei einer sonnensystemübergreifenden Verschwörung auf die Spur. Einer Verschwörung, die alles menschliche Leben im Sonnensystem auslöschen könnte.

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Um es einmal vorweg zunehmen.
Dieses Buch ist so ziemlich das Beste, das ich in den letzten Jahren gelesen habe. Und ich habe viele gelesen. Manche waren gut, manche weniger gut, bei manchen weiß ich noch genau um was es ging, bei manchen bekomme ich keine adäquate Inhaltsangabe mehr zusammen. Aber dieses Buch ist einfach klasse.

Es ist kein großes Szenario das die beiden Autoren entworfen haben. Der Mensch hat nicht das Weltall kolonisiert, er ist über das eigene Sonnensystem (noch) nicht hinausgekommen. Er hat auch keine Allianzen mit galaktischen Völkern geschmiedet oder Kriege mit diesen geführt. Bei all der Suche hat der Mensch nur sich selbst gefunden – bis jetzt. Der Friede den die inneren Planeten Mars und Erde untereinander und mit ihre Kolonien geschmiedet haben ist brüchig. Das ganze System gleicht einem Pulverfass neben dem die brennende Lunte liegt.

Und es ist daher auch nur logisch, das irgendwann irgendjemanden kommt der mit dem Feuer spielt und zündelt. Dieser jemand entpuppt sich als der XO der Canterbury Jim Holden. Durch seinen Funkspruch, unbedacht zwar aber mit guten Absichten, liefert er für alle mehr oder weniger genau den Anlass den sie suchen, um von ihren Mitmenschen das Schlechteste annehmen und mit einem Krieg darauf reagieren zu können. Gut gemeint und schlecht gemacht, werter XO Holden, das müssen wir noch üben.

Aber, so schuldig wie Holden auf den ersten Blick scheint, ist er eigentlich gar nicht. Das ganze wurde von langer Hand vorbereitet und die Strippenzieher sitzen ganz woanders als alle am Krieg beteiligten glauben. Holden ist nur der Tropfen der das Fass zum überlaufen bringt.

Das Buch handelt nicht vom großen Krieg der durchs Sonnensystem tobt oder von einem fürchterlichen Virus der als Waffe eingesetzt werden soll, nein, es handelt von Menschen. Menschen wie du und ich, die ohne ihr Wollen in diese Auseinandersetzung geraten und nun zu begreifen und zu überleben versuchen. Es stehen klar die Charaktere und ihr Handeln im Vordergrund. Vielleicht macht genau dieser Umstand die Geschichte so greifbar und lebensnah.

Josephus Aloisus, kurz Joe, Miller ist Sicherheitsmann und Cop, er arbeitet auf Ceres, einem Kleinplaneten im Asteroiden-Hauptgürtel. Menschen, die im Asteroidengürtel geboren wurden werden kurz Gürtler genannt. Zu erkennen sind sie am großen, dürren Körperbau, da auf den Asteroiden eine geringere Schwerkraft herrscht. Seine letzte Beziehung ist gescheitert und geschieden, er selbst neigt dem übermäßigen Alkoholgenuss zu. Das ist dann auch der Grund warum er gefeuert wird und selbstständig auf die Suche nach der vermissten Mao geht. Er ist kompromisslos und ein scharfer Denker. Als er erfährt das Julie tot ist, wird er nur noch von dem Gedanken beherrscht ihre Mörder zu richten, und das obwohl er und Julie sich nie getroffen haben, also keine persönliche Beziehung vorhanden ist.

James, kurz Jim, Holden ist aus einem anderen Holz. Er ist zwar ebenfalls ein taffer Kerl, aber leider viel zu impulsiv – was auch der Grund ist, warum er, im Rang eines Leutnants, unehrenhaft aus der UN Flotte der Erde entlassen wurde. Nachdem seine Kameraden an Bord der Canterbury starben, konzentriert sich seine ganze Aufmerksamkeit auf die verbliebenen Überlebenden des Schiffes. Ihr Wohlergehen ist sein Hauptanliegen, seine Maxime: Keiner bleibt zurück. In seinem Verlangen die Hintergründe des Canterbury Massakers aufzudecken und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, schießt er oftmals über das Ziel hinaus. Wäre nicht Miller, würde Holden noch so manche Dummheit begehen.

Das sind die beiden Hauptcharaktere welche die Handlung tragen. Beide werden absolut authentisch und lebensecht geschildert, man lebt förmlich mit ihnen. Beides sind eindeutig Sympathieträger. Das Buch ist in 55 Kapitel unterteilt und bis auf den Pro- und den Epilog wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Holden oder Miller erzählt.

Der Grundgedanke des Buches ist auch nicht neu und in der SF oft ein beliebtes Thema. Wann immer Menschen ins Sonnensystem aufbrechen und die Planeten oder Asteroiden bevölkern, irgendwann wird es wohl zwangsläufig zum Konflikt mit dem Heimatplaneten kommen. Wie Kinder die sich gegen ihre Eltern auflehnen und deren Bevormundungen abstreifen wollen, wenden sich die Kolonien von ihrem Mutterplaneten ab. Und genauso wie die Eltern zu wissen glauben was ihre Kinder brauchen, wird auch Mutter Erde ihren Kolonien erzählen wollen was richtig und falsch ist. Der Konflikt ist eigentlich schon vorprogrammiert.

Zu dem Autor, bzw den Autoren:
Spätestens am Ende des Buches stellt man fest, dass es sich um mindestens zwei Autoren handeln muss, denn einer alleine wäre niemals in der Lage so verdammt gut zu schreiben. Bei James Corey handelt es sich um den Award nominierten Autoren Daniel Abraham und seinen Kollegen Ty Franck, einem Assistenten von Gerorge R. R. Martin.

Beide zusammen haben hier ein Buch abgeliefert an dem ich absolut nichts auszusetzen habe. Es stimmt für mich so ziemlich alles, zu keiner Zeit ist es irgendwie langweilig geworden oder war so etwas wie ein Durchhänger zu finden, und das bei immerhin 654 Seiten. Es bietet alles was man sich als Leser (vielleicht) wünscht (ich meine Leser wie mich damit). Raumschlachten, Verfolgungsjagden im All, einen außerirdischen Virus und eine schreckliche Verschwörung - und dennoch wird das Buch von seinen beiden Hauptcharakteren Miller und Holden getragen.

Wie man sieht, sprengt mein Enthusiasmus und meine Begeisterung für das Buch sämtliche Grenzen. Ich kann nur hoffen, dass andere Leser ebenso empfinden werden.

 


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