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Ian Whates

Geisterjagd

  • Autor:Ian Whates
  • Titel: Geisterjagd
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne Verlag
  • Datum:09 April 2012
  • Preis:8,99 EUR

 
»Geisterjagd « von Ian Whates


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(4)

 
 
Ein Piratenschiff, die THE NOISE WITHIN (das ist übrigens der Originaltitel des Buches), treibt ihr Unwesen in der von Menschen besiedelten Galaxis. Die Besatzung kapert Schiffe, entführt die Passagiere und sucht dabei nach Menschen, die als neue Besatzungsmitglieder angeworben werden können. Während das Militär der ULAW (United League of Allied Worlds) noch über die Herkunft des so plötzlich aufgetauchten Piratenschiffes Nachforschungen anstellt, entdeckt der Industrielle Philip Kaufmann den wahren Ursprung des Schiffes. Es handelt sich um die THE SUN SEAKER, ein Experimentalschiff, das einst sein Vater für die ULAW konstruierte und das nach dem Probelauf spurlos in den Weiten der Galaxis verschwand, gesteuert von einer künstlichen Intelligenz.

Unabhängig von einander machen sich Philip Kaufmann und der ULAW Offizier Jim Leyton, Mitglied eines Spezialeinsatzkommandos, auf die Suche nach dem Piratenraumer. Aufgrund vager Anhaltspunkte glauben sie zu wissen, wo das Schiff als nächstes auftauchen könnte. Beide ahnen jedoch nicht, welches Geheimnis sich an Bord des Schiffes verbirgt und wie die wahre Mission der THE NOISE WITHIN aussieht. Sie erleben beide eine nicht für möglich gehaltene Überraschung.

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Erstmal eine kleine Info vorab. Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich nicht um einen Einzelroman, sondern vielmehr um den Beginn einer (möglichen) Reihe. Der Nachfolger The Noise Revelated ist im Original bereits erschienen, ein möglicher deutscher Veröffentlichungstermin liegt hoffentlich nicht in allzu weiter Ferne.

Das Buch von Whates ist bereits der vierte Roman der in der Heyne Reihe –Space Action- erschienen ist. Und das durchaus zu Recht. Die Action zieht sich jedoch nicht durch das ganze Buch, sondern teilt sich quasi in drei Abschnitte auf.

Im ersten Abschnitt werden hauptsächlich die beiden Hauptprotagonisten Jim Leyton und Philip Kaufmann vorgestellt. Man nimmt an zwei Einsätzen des Black Ops Offiziers Leyton teil und erfährt etwas aus dem Leben des Industriellen Kaufmann, Vorsitzender des Konzerns Kaufmann Industries. Die Geschichte und das Leben Leytons wird etwas kümmerlich behandelt. Ja, selbst seinen Vornamen bekommt man erst im Mittelteil der Geschichte erstmals zu hören. Wie es sich für seinen Berufsstand gehört ist er ein taffer Junge, durchtrainiert, effektiv und nicht zimperlich. Er ist ein sogenannter EyeGee, eine Bezeichnung, die speziell für Leute gedacht ist, die Träger eines „intelligenten Gewehrs“ sind. Das Gewehr entspricht einem hocheffizienten Computer der, bis auf Kaffe kochen, so ziemlich alles kann. EyeGees sind selten und gehören somit einer Eliteeinheit an. Der Ausdruck erinnert mich dabei allerdings ein wenig an eine Verballhornung der bekannten Bezeichnung für amerikanische Soldaten - G.I. (ausgesprochen klingt es so ähnlich wie GeeEye). Stellt man das Wort geringfügig um, erhält man EyeGee.

Von Kaufmann erfahren wir etwas mehr. Er ist intelligent, tritt nicht gerne in der Öffentlichkeit auf und benutzt daher ein Partial. Das ist ein Computer, der in etwa der Persönlichkeit des Trägers entspricht und als solche auch öffentlich auftreten kann. Der Vater von Philip hat vor seinem Tod seine Persönlichkeit in solch ein Partial hochgeladen und so eine gewisse Art der Unsterblichkeit erlangt. Philip und das Partial seines Vater haben leichte Differenzen und sind sich nicht immer einig. Kaufmann ist abhängig von einer Droge namens Syntheaven.

Im zweiten Teil der Geschichte muss Kaufmann, bedingt durch seine Unachtsamkeit und Neugier, vor einem Attentäter fliehen. Leyton bekommt den Auftrag als Undercoveragent einem Hinweise auf den aktuellen Aufenthaltsort der THE NOISE WITHIN nachzugehen. So gelangen beide auf den Planeten Frysworld, wo sie den dritten Protagonisten, den Ingenieur Kyle kennen lernen. Kyle hat sich von der „Crew“ des Piratenraumers anheuern lassen und ist so zu einem Besatzungsmitglied geworden.

Im dritten Teil erreichen alle drei die THE NOISE WITHIN und erfahren die wahre Mission des Raumers. Und die hat es durchaus in sich. Da möchte ich aber nicht zuviel verraten.

Während der erste Teil der actionreichste ist, sich diese jedoch nur auf die kleineren Kommandoeinsätze beschränkt, dümpelt der zweite Teil leider etwas vor sich hin. Hier wäre vielleicht der passende Zeitpunkt gewesen dem Leser etwas über das Universum von Geisterjagd nahe zu bringen. Aber Whates erweist dem Leser den Gefallen leider nicht. Man weiß nur, dass es einen Krieg zwischen den Menschen gab und das die Konsequenz daraus so ausschaut, dass man die ULAW gründete. Ein Zusammenschluß der von Menschen besiedelten Welten. Wer gegen wen kämpfte und warum bleibt unbekannt. Man lernt nur die drei Welten kennen, auf denen die Story spielt. Vielleicht sind nähere Infos jedoch im Nachfolgeband zu erwarten. Der dritte Abschnitt ist dann wieder geprägt von dezenter Action und der Offenbarung des Geheimnisses.

Das ganze Setting erinnert anfangs doch sehr an den Film Event horizon. Ein Raumschiff verschwindet in den Weiten des Alls, ist auf Jahre nicht mehr aufzufinden, die Besatzung tot. Und dann, mit einem Schlag, taucht es wieder auf und birgt ein dunkles Geheimnis. Die Ähnlichkeit ist nicht zu übersehen. Die Geschichte des Buches entwickelt sich dann aber in eine andere, nicht ganz so dämonische, Richtung. Und das ist auch gut so.

Der Grund warum die THE NOISE WITHIN sich als Piratenschiff ausgibt und immer wieder versucht Menschen zu rekrutieren hat mich etwas zum lachen gebracht. KIs (hier A.I. als Abkürzung für Artificial Intelligence) sind halt auch nur Menschen und der Leser weiß dadurch auch, warum sich das Schiff den Namen THE NOISE WITHIN zugelegt hat. Der ist nämlich in der Tat wörtlich zu nehmen. Überhaupt ist das Buch des Briten Whates angenehm zu lesen. Bis auf ein paar gelegentliche Durchhänger ist es eine interessante Geschichte hinter der ein Hauch von Geheimnis lauert. Denn die eigentliche Frage ist was es mit der THE NOISE WITHIN auf sich hat. Was hat sich in der Zeit ihres Verschwindens ereignet und warum entledigt sich ihre eigentliche Besatzung niemals ihres Raumanzuges?

Vom technischen Hintergrund gesehen ist das Buch auf dem neuesten Stand. Bewusstseine können per Download in einen Computer übertragen werden und mittels einer Schnittstelle zwischen Menschen und KIs fliegen die Piloten nicht nur ein Raumschiff, sondern sind mit diesem eins. Whates bringt zudem noch eine Art des galaktischen Reisens zur Sprache, die ich bis dato noch nicht kannte. Der Sprung in andere Systeme wird nicht nur durch Wurmlöcher erreicht, sondern ebenso durch die Bändigung von Energie, die durch den Prozess des kontrollierten Zerfalls entsteht, wenn unser Universum aus dem Zustand des „falschen Vakuums“ in ein „echtes“ Vakuum übergeht. Alles klar? Genau, habe ich mir auch gedacht. Es besteht die Hoffnung, dass Whates im zweiten Band näher darauf eingeht.

Obwohl es einen Fortsetzungsband gibt, kann die Geschichte dennoch, mit viel gutem Willen, auch als Einzelbuch stehen. Lediglich durch die Andeutungen von Philips Vater, der an Bord der THE NOISE WITHIN eine Zeit in deren Computer verbracht hat und dem Hinweis der vierten Protagonistin Kethi an Jim Leyton, weiß man, dass die Geschichte noch nicht wirklich zu Ende erzählt wurde, dass die dargelegte Wahrheit auch nur eine augenscheinliche Lüge war und das die „wahren Herren“ der THE NOISE WITHIN noch irgendeinen dunklen Plan haben. Der Nachfolgeband verspricht also durchaus interessant zu werden.
 


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